Tagebucheinträge über Besetzung Detmolds durch die Amerikaner
Textquelle
Detmold im April 1945

Kurze Erläuterung

Am 23. und 24. März 1945 setzten amerikanische Truppen bei Wesel über den Rhein und drangen rasch nach Osten vor. Am 1. April erfolgte mit der Schließung des „Ruhrkessels“ bei Lippstadt die Ausschaltung von gut 320.000 deutschen Soldaten, welche in ihm eingeschlossen und somit kampfunfähig gemacht wurden. Damit brach die deutsche Verteidigung auch im ostwestfälisch-lippischen Raum in sich zusammen und konnte kaum noch organisierte Gegenwehr leisten, obwohl sich in einzelnen Städten und Orten mitunter noch erbitterte Kämpfe in den Straßen geleistet wurden. Nachdem am 3. April aber auch die letzten Widerstände am Teutoburger Wald durchbrochen worden waren, konnten große Teile Lippes von den Amerikanern besetzt werden. Auch die Stadt Detmold wurde am Abend des 4. Aprils nach mehrtätiger Bombardierung und kurzem Gefecht in Hiddesen besetzt. Schon am folgenden Tag begannen die Amerikaner mit dem Neuaufbau einer lokalen Regierung in der Stadt.

Relevanz des Materials

Die Bombardierung und Besetzung Detmolds durch die Amerikaner ist unter anderem im Tagebuch des Detmolder Amtsrichters Bernhard Ebert beschrieben worden. Seine Aufzeichnungen geben Auskunft über den Alltag während der Bombardierungen: Strom, Gas und Wasserleitungen waren ausgefallen, Artilleriebeschuss trieb die Menschen in ihre Keller, zerstörte jedoch nur einzelne Gebäude. Ebert berichtet im Zuge dessen von der Hoffnung auf eine kampflose Übergabe der Stadt, lässt aber auch die Angst vor einer „unsagbar schweren Zukunft“ Deutschlands nicht außen vor und erwähnt die Überzeugung einzelner, als „Vollendung und Krönung“ des „soldatischen Lebens“ bei der Verteidigung zu sterben, womit er den Fanatismus und Militarismus der Zeit bezeugt.
Abschließend schildert er den Umgang der amerikanischen Besatzer mit der Zivilbevölkerung, welche strenger Ausgangssperren unterworfen wurden und sich Willkür und Plünderungen einzelner Soldaten ausgesetzt sahen.
Anhand der Tagebucheinträge lässt sich also ein lebhaftes Bild der letzten Stunden Detmolds vor Einmarsch der Amerikaner zeichnen, welches auch die ersten Tage der Besetzung umfasst. Dabei muss natürlich stets beachtet werden, dass es sich insbesondere bei Tagebüchern um zutiefst subjektive Erinnerungen handelt, welche lediglich den Zeitgeist und die individuelle Wahrnehmung von Umständen und Geschehnissen wiedergeben und daher unbedingt sachlich kontextualisiert werden müssen.

Mario Polzin

Lernort 

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