Kurze Erläuterung
Am 27. Mai 1934 wurde von den Nationalsozialist:innen in Billerbeck ein Denkmal für Albert Leo Schlageter (1894-1923) eingeweiht. Schlageter war Soldat im Ersten Weltkrieg sowie Mitglied nationalistischer Freikorps und bekämpfte die Demokratie und den Pluralismus der Weimarer Republik. Der militante Aktivist sabotierte die Ruhrbesetzung durch die Franzosen, die ihn 1923 zum Tode verurteilten und hinrichteten. Schlageter galt für Nationalist:innen über Parteigrenzen hinweg als „Widerstandskämpfer“ und wurde von ihnen zur Märtyrerfigur stilisiert. Nach 1933 machten die Nationalsozialist:innen aus ihm den „ersten Soldaten des Dritten Reiches“ und begründeten einen Schlageter-Kult. Nach 1945 wurde der Name von den Steinen entfernt und das Denkmal 1953 mit dem neuen Schriftzug „Laßt unsere Kriegsgefangenen frei!“ umfunktioniert. Heute sind die Steine noch vorhanden und es informiert eine Stele über den Ort.
Relevanz des Materials
Die Fotografie zeigt die Inszenierung der Einweihungsveranstaltung des Denkmals. In der nationalsozialistischen Propaganda wurde der ermordete Albert Leo Schlageter als Märtyrer der NS-Bewegung dargestellt und ihm zu Ehren ein Denkmal in Billerbeck errichtet. Anhand des Schlageter-Denkmals kann erarbeitet werden, wie die Nationalsozialist:innen Geschichte und Persönlichkeiten für ihre Zwecke vereinnahmten und umdeuteten. Dass gerade Schlageter als Heldenfigur erkoren wurde, zeigt deutlich die ablehnende Haltung des NS-Regimes zum Versailler Vertrag, da Schlageter wegen seines Widerstands gegen die Ruhrbesetzung hingerichtet wurde. Die Veranstaltung der Einweihung wird als öffentliche Massenveranstaltung inszeniert und kann somit als Teil der nationalsozialistischen Idee der „Volksgemeinschaft“ gedeutet werden, die einem ihrer „Kameraden“ gedenkt und die Teilnehmenden anzieht. Die Umdeutung des Denkmals in den 1950er Jahren zeigt hingegen, wie wandelbar derartige Denkmäler und die mit ihnen verbundene Erinnerungskultur sein können.
Dr. Hendrik Martin Lange
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