Einweihung des Schlageterdenkmals
Bildquelle
Billerbeck am 27.05.1934

Kurze Erläuterung

Blick auf die Einweihung des Denkmals in Billerbeck am 27. Mai 1934 in Richtung Westen (mit den Häusern des Brunnenwegs im Hintergrund).
Albert Leo Schlageter (1894-1923), Soldat im Ersten Weltkrieges und Mitglied nationalistischer Freikorps, bekämpfte Demokratie und Pluralismus der Weimarer Republik. Der militante Aktivist sabotierte die Ruhrbesetzung durch die Franzosen, die ihn 1923 zum Tode verurteilten und hinrichteten. Schlageter wurde von Nationalisten zur Märtyrerfigur stilisiert. Er galt über Parteigrenzen hinweg als „Widerstandskämpfer“. Nach 1933 machten die Nationalsozialisten aus ihm den „ersten Soldaten des Dritten Reiches“ und begründeten einen Schlageter-Kult. So erklärt sich auch, warum die Nazis in Billerbeck ein solches Denkmal errichteten.
Die Einweihungsfeier sollte den Machtanspruch der Nationalsozialisten demonstrieren und den Gedanken der „Volksgemeinschaft“ propagieren. Somit war die Feier auch als nationalsozialistische Antwort auf die katholische Glaubenskundgebung mit Bischof von Galen am 15. April 1934 gedacht, zu der sich ca. 20.000 Gläubige am Ludgerusbrunnen, der sich nur wenige Meter die Straße hinunter befindet, eingefunden haben. Die Besuche des Münsteraner Bischofs Clemens August von Galen 1934, 1937 und 1942 in Billerbeck sind mit Prozessionen und Versammlungen verbunden. Die Gläubigen zeigen mit ihrer Teilnahme nicht nur ihre Verbundenheit mit der Kirche, sondern vereinzelt auch eine gewisse Distanz zur Ideologie des Nationalsozialismus.
Nach 1945 wurde der Name von den Steinen entfernt und das Denkmal 1953 mit dem neuen Schriftzug „Laßt unsere Kriegsgefangenen frei!“ umfunktioniert. Heute sind die Steine noch vorhanden und es informiert eine Stele über den Ort.

Relevanz des Materials

Die Fotografie zeigt die Inszenierung der Einweihungsveranstaltung des Denkmals. In der nationalsozialistischen Propaganda wurde der ermordete Albert Leo Schlageter als Märtyrer der NS-Bewegung dargestellt und ihm zu Ehren ein Denkmal in Billerbeck errichtet. Mit Lernenden kann so herausgearbeitet werden wie die Nationalsozialisten Geschichte umdeuten und bestimmte Personen zu ihren Zwecken umdeuten. Mit dem Denkmal wird außerdem auch die Deutung des Versailler Vertrages deutliches, da Schlageter wegen seines Widerstands in der Ruhrbesetzung hingerichtet wurde. Die Veranstaltung der Einweihung wird als öffentliches Event inszeniert und ist ein weiterer Ausdruck von der Idee der „Volksgemeinschaft“, die einem ihrer „Kameraden“ gedenkt und die Teilnehmenden anzieht.
Nach dem Dritten Reich wird das Denkmal umgedeutet, was Lernenden verdeutlicht wie sehr derartige Denkmäler wandelbar und deutbar sind.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

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