Kurze Erläuterung

Das Plakat „Anordnungen des Arbeiter- und Soldatenrates Dülmen“ (10. November 1918) erschien einen Tag nach der Ausrufung der Republik in der Hauptstadt Berlin und zeigt, wie sich die revolutionären Ereignisse in der Hauptstadt auch auf kleinere Städte wie Dülmen auswirkte. Von Köln aus breitete sich die Revolution im November 1918 schnell auf die Städte Westfalens aus. Am 8./9. November bildeten sich in allen Regionen Arbeiter- und Soldatenräte, die das entstehende Machtvakuum nach dem Ende der Monarchie füllten. Der vorläufige Rat setzte sich aus jeweils sieben Arbeitern und Soldaten, die mit ihrem militärischen Rang benannt werden, zusammen. Die elf Vereinbarungen beziehen sich auf die Aufrechterhaltung der inneren öffentlichen Sicherheit: Sie sollen Ruhe und Ordnung gewährleisten und dafür sorgen, dass die Versorgungslage und die Infrastruktur nicht gefährdet werden. Neben dem Rat werden außerdem der Garnisionsälteste Oberleutnant Hellweg sowie der Bürgermeister Dr. Pieper als Akteure neben dem Rat als wichtige Akteure genannt.
Die Stadtverordnetenversammlung und der seit 1912 amtierende Bürgermeister blieben in der Stadt Dülmen die führenden Kräfte. Pieper, der seinen Namen 1928 in Sicking änderte, lenkte die Geschicke der Stadt Dülmen durch die gesamte Weimarer Republik und noch bis 1936. Er war so gemeinsam mit dem bedeutenden Domänenrat August Kreuz, der die Leitung der Herzog von Croy’schen Verwaltung von 1917 bis 1946 innehatte, die große Konstante innerhalb der Verwaltung Dülmens.

Relevanz des Materials

Das Plakat bietet sich als Einstieg in das Themenfeld der Novemberrevolution an und lässt zudem einen Vergleich mit anderen Anordnungen, wie etwa jenen aus Coesfeld, zu. Ebenfalls kann mit seiner Hilfe erarbeitet werden, wie radikal beziehungsweise gemäßigt die Revolution in Dülmen verlief, denn die Räte waren in revolutionäre und reformorientierte Kräfte gespalten. Man sieht am Beispiel von Dülmen, dass der Arbeiter- und Soldatenrat mit den alten Mächten, wie dem Bürgermeister und dem Garnisionsältesten zusammenarbeitete bzw. zusammenarbeiten musste, um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit zu gewährleisten. Insgesamt trugen die Arbeiter- und Soldatenräte reichsweit eher zur Beruhigung der Lage bei und radikalisierten sich erst, als sie ab Januar 1919 von der Reichswehr entmachtet werden sollten.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

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