Anwerbung niederländischer Arbeitskräfte
Textquelle
Gronau am 15.04.1970

Kurze Erläuterung

Die Industrialisierung hatte ab dem späten 18. Jahrhundert Auswirkungen auf zahlreiche Wirtschaftszweige. Die Baumwoll- bzw. Textilindustrie profitierte dabei insbesondere von der Entwicklung von Dampfmaschinen und den damit zusammenhängenden Fortschritten. In Gronau und Umgebung entstanden Ende des   zahlreiche Textilunternehmen, die teilweise bis Ende des 20. Jahrhunderts bestehen blieben. Die fortschreitende Globalisierung und günstigere Produktionsbedingungen im Ausland erschwerten die wirtschaftlichen Bedingungen in der (west-)deutschen Textilindustrie enorm. Im Gegensatz zur Stahl- und Kohleindustrie, die staatlich extrem subventioniert worden waren, geriet die Textilindustrie in größere Notlagen und schrumpfte enorm.
In der deutsch-niederländischen Grenzregion gab es über die gesamte Zeit hinweg zahlreiche Arbeitsmigrant:innen, die dort gearbeitet haben. Daher wurden in der Region auch zahlreiche Ledigenheime gebaut, also Unterkünfte für unverheiratete Arbeitskräfte. In den 1970er Jahren erreichte die Stadt Gronau eine Anfrage aus dem  niederländischen Dorf Overdinkel, das die Arbeitsbeziehungen zu Gronau wieder intensivieren wollte.

Relevanz des Materials

Die Anfrage aus Overdinkel verweist auf die bereits seit Jahrzehnten bestehenden Beziehungen zwischen dem Dorf und den in Gronau ansässigen Textilunternehmen. Aus dem Schreiben wird deutlich, dass es in dem niederländischen Dorf einen Mangel an Arbeitsplätzen zu geben scheint, den die dortigen Behörden durch mögliche grenzübergreifende Arbeitsmöglichkeiten entgegenwirken möchten. Die Aufforderung an die Unternehmen in Gronau macht deutlich, dass dort durchaus Interesse besteht, wieder niederländische Arbeitskräfte einzustellen. Dies ist interessant, da die Textilindustrie in den 1970er Jahren bereits auf dem Rückzug ist. Gleichzeitig gehen aus der Anfrage und der Bereitschaft zur Bewerbung in der niederländischen Zeitung noch keine Arbeitsplatzgarantien hervor.

Theresa Hiller

Lernort 

Das Stadtarchiv Gronau ist besonders für Untersuchungen zur Textilwirtschaft wichtig. Da die Stadt Gronau und ihre Verwaltung auf eine vergleichsweise junge Geschichte zurückblicken, gliedert sich das Archivgut in entsprechend neuzeitliche Schwerpunkte. Die Besucher/innen erwarten Aktenbestände der Verwaltung, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichen; Unterlagen zur Gronauer Textilindustrie, mit deren Anfängen etwa 1850 die Stadtwerdung Gronaus begann; ein Bildarchiv, dessen inhaltliche Schwerpunkte im Bereich der Gronauer Textilindustrie liegen; ein Zeitungsarchiv, welches in erster Linie die Ausgaben der Gronauer Nachrichten/Westfälische Nachrichten ab 1960 (mit Lücken auch ältere Sammlungen) bereithält; eine Bibliothek, deren Bestände weite Teile des publizierten Wissens über die Stadt Gronau, ihre Geschichte und die grenzüberschreitende Region (Dreiländereck) enthält.

Stadtarchiv Gronau

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