Kurze Erläuterung
Im Laufe des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich durch fehlende Ex- und Importe sowie sehr vorgegebene Produktionsmaßgaben eine Material- und Rohstoffknappheit. Diese hatte Auswirkung auf die Produktion kriegswichtiger Güter für die Rüstungsproduktion und auch auf Rohstoffe des alltäglichen Lebens, sodass mit weiterem Kriegsverlauf die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln immer schwieriger wurde.
Wie schon im Ersten Weltkrieg wurde daher die deutsche Zivilbevölkerung dazu aufgerufen, für den Krieg zu spenden. Dies konnten Gegenstände des persönlichen Lebens sein wie Kleidung, Skiausrüstung etc., bezog sich jedoch auch auf Rohstoffe wie Eisen, Messing, Kupfer, Zinn oder Bronze. Diese Rohstoffe wurden an zentralen Stellen gesammelt und eingeschmolzen, um sie für die Kriegsindustrie weiternutzen zu können. Neben Privathaushalten waren von diesen Sammelaktionen auch Verwaltungen, Institutionen und auch Kirchengemeinden betroffen, die beispielsweise die Kirchenglocken einschmelzen lassen mussten.
Relevanz des Materials
Die Fotografie zeigt die Abgabe der vier Kirchenglocken der Pfarrkirche in Enger für die „Kriegsmetallsammlung des Deutschen Volkes“. Anhand dieser Abgabe lässt sich die Rohstoffknappheit während des Krieges herausarbeiten. Private Kleinspenden waren nicht mehr ausreichend, sodass nun alle zur Verfügung stehenden Rohstoffe eingezogen wurden.
Kirchenglocken hatten neben dem Kirchgeläut zu den Gottesdienstzeiten auch die Funktion, die Uhrzeiten anzuzeigen und damit einen zentralen Einfluss auf das Alltagsleben der Menschen. Die Abgabe der Glocken kann hier als Ausgangspunkt für weitere Einschränkungen der deutschen Zivilbevölkerung analysiert werden, die mit weiterem Kriegsverlauf noch zu erwarten waren.
Theresa Hiller / Sebastian Sayn
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