Kurze Erläuterung
In Münster tragen zwei Wege die Namen der Kaufleute Adolph Woermann und Adolf Lüderitz. Woermann war ein Befürworter des Aufbaus deutscher Kolonien und indirekt an der gewaltsamen Niederschlagung des Aufstands der Herero und Nama 1904 beteiligt. Lüderitz schloss 1882 einen Vertrag mit einem Anführer der Nama, um sich Land im späteren Deutsch-Südwest-Afrika zu sichern. In diesem Vertrag kaufte er den Nama ein Gebiet im Umfang von 5 Meilen ab. Lüderitz stellte erst im Nachhinein klar, dass deutsche Meilen (7,5 km) und nicht britische Meilen (1,6 km) gemeint waren – daher wird der Vertrag auch als „Meilenschwindel“ bezeichnet. Der Woermann- und der Lüderitzweg bekamen ihre Namen zudem in der Zeit des Nationalsozialismus, als koloniale Ideen wieder begrüßt wurden. Heute engagiert sich eine Bürgerinitiative dafür, die Namen der beiden Straßen zu ändern und die unkommentierte Erinnerung an Woermann und Lüderitz zu beenden.
Relevanz des Materials
Die deutsche Kolonialgeschichte und die Verbrechen deutscher Siedler, Unternehmer, Missionare und Schutztruppen sind längst nicht ausreichend aufgearbeitet. Dass bislang unzureichend kritisch erinnert wird, spiegelt sich unter anderem darin wider, dass Denkmäler unkommentiert im öffentlichen Raum platziert sind und öffentliche Orte nach Protagonisten der Kolonialbewegung benannt sind. In vielen Orten fordern aber inzwischen Initiativen einen anderen Umgang mit der Erinnerung an die koloniale Vergangenheit – so wurden beispielsweise in Berlin bereits mehrere Straßen umbenannt. Anhand des regionalen Beispiels der „Initiative zur Umbenennung des Woermannwegs und Lüderitzwegs“ können sowohl die Kolonialverbrechen als auch die Notwendigkeit einer postkolonialen Erinnerungskultur diskutiert werden.
Daniel Sobanski/Christina Lefarth
Die Initiative zur Umbenennung des Woermannwegs und des Lüderitzwegs ist eine Bürgerinitiative, die sich konkret zu diesem einen Zweck gegründet hat.
Initiative zur Umbenennung des Woermannwegs und des Lüderitzwegs