Kurze Erläuterung
Bei einer Grabung auf der Wallanlage Gaulskopf bei Warburg-Ossendorf wurde im Jahr 1991 diese Fibel mit einer klaren christlichen Symbolik gefunden. Fibeln wurden zur Befestigung und zum Zusammenhalten von Kleidungsstücken wie Mänteln oder Jacken genutzt. Ihre Funktionsweise entspricht der einer heutigen Sicherheitsnadel. Entgegen der zeitgenössischen Textquellen, nach denen erst mit den Sachsenkriegen Karls des Großen im 8. Jahrhundert das Christentum in Westfalen etabliert wurde, zeigt diese Fibel an, dass es bereits ab dem 7. Jahrhundert Anzeichen des christlichen Glaubens in Westfalen finden lassen. Die Fibel und weitere Funde am Gaulskopf , aber auch in der Hellwegregion (z.B. in Dortmund) lassen Rückschlüsse darauf zu, dass der christliche Glauben nicht erst durch die Sachsenkriege nach Westfalen kam. Dabei waren es vermutlich v.a. Eliten, die durch Handelsverbindungen und einer erhöhten Mobilität vom Christentum hörten.
Relevanz des Materials
Gerade für Zeiten, aus denen nur wenige schriftliche Quellen vorhanden sind, geben Sachquellen einen guten Einblick in die Lebens- und Alltagswelten der Menschen. Funde wie diese Fibel zeigen an, dass das Christentum als Religion schon früher in Westfalen bekannt war. Gleichzeitig geben uns die Schriftquellen meist Perspektiven der herrschenden Klasse, sodass sich deren dominante und dominierende Blickwinkel bis in die Gegenwart halten. Der vergleichsweise späte Fund der Fibel in den 1990er Jahren stellt diese Forschungsergebnisse dann in Frage und eröffnet neue Deutungsmuster auf die Vergangenheit.
Joel Wichary
Das LWL-Museum in der Kaiserpfalz zeigt archäologische Funde aus Paderborn und Westfalen vom 6.-12. Jahrhundert. Gezeigt werden Exponate des frühen Mittelalters zu Themen wie der Christianisierung durch Karl des Großen, aber auch Gradbeigaben, Waffen und Schmuck. Neben der Dauerausstellung gibt es auch jährlich wechselnde Sonderausstellungen.