Kurze Erläuterung
Diese unspektakulär aussehenden Kügelchen sind eine Sensation: Es sind die ältesten Pfefferkörner Westfalens und können auf das Jahr 11 n. Chr. datiert werden. Gefunden wurden sie in einem Fassbrunnen (für die Brunnenverschalung wurde ein altes Transportfass genutzt) im ehemaligen Römerlager in Oberaden, zusammen mit Abfall und Lebensmittelresten. Letztere wurden bei der Aufgabe des Lagers in den Brunnen gefüllt, damit dieser vergiftet und unbrauchbar wurde. Dadurch sollte eine spätere Nutzung verhindert werden. Das Lager in Oberaden diente nur etwa vier Jahre als Militärstützpunkt und war damit eher vorübergehender Natur. Da visuell nicht eindeutig erkennbar ist, um welche Pflanze es sich handelt, wurden die Körner mittels Pollenanalyse bestimmt. Pfeffer wurde aus dem indischen Raum in das Römische Reich importiert, war aber so gut verfügbar, dass er bis nach Westfalen gelangen konnte.
Relevanz des Materials
Römische Lebensführung scheint ein gewisses Maß an Luxus beinhaltet zu haben – auch wenn dieser sicher nicht allen Menschen gleichsam zur Verfügung stand. Dass Pfeffer in einem aus römischer Perspektive entlegenen und relativ kleinen Römerlager gefunden wurde, verdeutlicht wie stark der Gebrauch exklusiver Gewürze im römischen Lebenswandel verankert war. Zugleich lassen sich Handelsnetzwerke erkennen, die weit über das Römische Reich hinausreichten und für diesen Lebenswandel essenziell waren. Ob der Pfeffer einer Organisationseinheit, wie einer römischen Legion, oder einer Einzelpersongehörte und wozu er genau genutzt wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die Nutzung als Würzmittel ist allerdings die naheliegendste. Aufgrund seiner Seltenheit kam dem Pfeffer zudem vielleicht auch der Rang eines Genussmittels zu.
Markus Albuschat
Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.