Kurze Erläuterung
In Münsters Innenstadt, vor dem Stadthaus 1, Eingang Syndikatplatz 4, wurde am 12. Juni 2007 eine Gedenktafel mit dem Hinweis auf den Siedlungsplatz und die Vernichtung der ersten jüdischen Gemeinde Münsters eingeweiht. Auf der Tafel steht:
„Östlich von Rathaus und Stadtweinhaus im Bereich des heutigen Syndikatplatzes befand sich spätestens seit dem 13. Jahrhundert die erste jüdische Ansiedlung (Immunitas synagogae) mit Synagoge, Mikwe und Scharne. Während der Pestpogrome wurde diese erste jüdische Gemeinde in Münster 1350 vernichtet.“
Die Synagoge ist das Haus für den Gottesdienst und die Gemeinde, eine Mikwe ist das rituelle Bad der Juden und eine Scharne ist der Stand, an dem die jüdische Bevölkerung ihr koscheres Fleisch kaufen konnten. Also war es in diesem Viertel möglich alle rituellen Gebote zu befolgen.
Relevanz des Materials
Um 1300 wird zum ersten Mal eine Synagoge am Syndikatsplatz in Münster in Quellen genannt. Der Ausbruch der Pest führt jedoch in zahlreichen Städten und Dörfern zu antisemitischen Anschuldigungen, da Juden vielerorts für den Ausbruch der Pest verantwortlich gemacht wurden. So auch in Münster, sodass die erste jüdische Gemeinde in Münster 1350 wieder verschwand. Das Gebäude der Synagoge stand jedoch noch bis ins 19. Jahrhundert. Ende des 19. Jahrhunderts baute die neu entstandene jüdische Gemeinde an einer anderen Stelle eine neue Synagoge.
Die Gedenktafel zum Hinweis auf den Siedlungsplatz und die Vernichtung der ersten jüdischen Gemeinde Münsters erinnert daran, dass es eine Phase im Mittelalter gab, in der die jüdische Gemeinschaft mitten in der (christlichen) Gesellschaft leben konnte. Diese Phase endete aber in vielen Orten in Westfalen mit dem Pestpogrom 1350.
Interessant ist, dass die Gedenktafel erst vor wenigen Jahren (2007) angebracht wurde. Zu den Initiatoren zählten der katholische Pfarrer Bernhard Jacobs, die Jüdische Gemeinde, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Stadt Münster.
Dr. Hendrik Martin Lange
Das Stadtarchiv der Stadt Münster versteht sich als „Gedächtnis der Stadt“ und archiviert Unterlagen der Stadtverwaltung. So wird die Stadtgeschichte Münsters bewahrt und für unterschiedliche Interessierte zur Verfügung gestellt. Die Bestände können vorab recherchiert und dann zur Einsicht im Lesesaal bereitgestellt werden.