Torhaus und Verteidungswall
Sachquelle
Haltern am See kurz n. Chr.

Kurze Erläuterung

Dies ist eine Teilrekonstruktion der Wallanlagen des ehemaligen Römerlagers Aliso im heutigen Haltern am See. Zentral liegt das Westtor, an das sich auf beiden Seiten jeweils der Verteidigungswall anschließt. Die Konstruktion der Wälle beruht auf Pfosten, die im Abstand von etwa drei Metern auf der Außen- und Innenseite der Verteidigungsanlage errichtet wurden. Die zwei gegenüberliegenden Pfosten sind über Querstreben miteinander verbunden, um die Konstruktion zu stabilisieren. Auf den Innenseiten dieser Pfosten wurden massive Bretter angebracht und der Zwischenraum mit Aushub aus den vor dem Lager angelegten Gräben gefüllt. Die Erde drückte von innen gegen die Bretter, was diese stabilisierte, gegen Angriffe mit Rammböcken und Geschossen schützte und die Ausbreitung von Feuer verhindern konnte. Auf diese Unterkonstruktion war ein Wehrgang aufgesetzt, auf dem zwei Personen hintereinander Platz hatten und der zur Lageraußenseite vermutlich mit einer Brustwehr inklusive Zinnen ausgestattet war. Das Torhaus ist eines von vier (eines je Himmelsrichtung) dieses Römerlagers und nach hinten im Wall versetzt. Dies ermöglichte es, Feinde, die direkt das Tor angriffen, von drei Seiten zu bekämpfen. Ergänzt wurde die Verteidigungsanlage in regelmäßigen Abständen durch Wachtürme, die höher über den Wall hinausragten.

Relevanz des Materials

Die rekonstruierte Wallanlage in Haltern am See kann als exemplarische Grundlage für eine genauere Untersuchung der Herrschaftspräsenz der Römer in Westfalen herangezogen werden. Diese primären Verteidigungsbauten des ehemaligen römischen Lagers boten die Möglichkeit eines schnellen eine  Aufbaus sowie Schutz vor Angriffen. Andere Römerlager in Westfalen besaßen ähnlich konstruierte Verteidigungsanlagen, weshalb davon auszugehen ist, dass es ein hohes Maß an Erfahrung bei der Errichtung dieser Anlagen gab und der Bau daher schnell vonstattengehen konnte. Zentrale Aspekte können dabei die strategischen Vorteile sein, wie z.B. die Höhe von immerhin 18 röm Fuß (5,32 m), die Schutz von Angreifern hinter den Zinnen bot, während gleichzeitig der Wehrgang gute Beobachtungsposten und somit Angriffspositionen für Fernkampfwaffen wie Bögen oder Schleudern freigab. Verteidigungsanlagen wie diese ermöglichten es dem Römischen Reich überhaupt erst eine andauernde Präsenz in Westfalen zu errichten, da seine Truppen sonst ungeschützt Angriffen ausgesetzt gewesen wären. Die Überwindung einer solchen Wallanlage erforderte geschicktes taktisches Vorgehen, eine höhere Zahl an Angreifern als Verteidigern und technisches Know-how, mit dem die Anlage zerstört oder überwunden werden konnte. Dadurch gehörten die Anlagen zu den zentralen strukturellen Elementen römischer Herrschaft in Westfalen.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Römermuseum Haltern am See ist das Zentralmuseum für Römische Militärgeschichte in Nordwestdeutschland. Die Dauerausstellung des Hauses zeigt Funde aller Römerlager an der Lippe und ergänzt diese mit zahlreichen Rekonstruktionen, Filmen und Animationen, so dass die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig erzählt wird. Das Museum befindet sich am Standort des ehemaligen Römerlagers Aliso und verfügt über eine Außenfläche mit Teilrekonstruktionen des Lagers. Das Gelände ist auch heute noch eine Ausgrabungsstätte, weshalb immer wieder spektakuläre Neufunde die Ausstellung erweitern. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern die Perspektive auf größere Zusammenhänge und aktuelle Bezüge.

LWL-Römermuseum Haltern am See