Kurze Erläuterung
Heute bekannt unter dem Namen Schloss Haldem beherbergt das mehrmals wiederaufgebaute Gut, das erstmals 1236 erwähnt wurde, in den Jahren 1936 bis 1945 die Gebietsführerschule „Langemarck“. Heute befindet sich darin eine Klinik für Suchtkranke.
Schon mit dem Namen der Führerschule „Langemarck“ wird Bezug auf die Flandernschlacht im ersten Weltkrieg genommen, wo vor allem unerfahrene junge deutsche Soldaten und Reservisten eingesetzt wurden und vielfach ohne große Geländegewinne fielen. Diese Verluste wurden im Rahmen eines Opferganges der Gefallenen umgedeutet und patriotisch aufgeladen und so als Beispiel für Opferbereitschaft und Loyalität dargestellt. So wurde auch der Begriff der „Langemarck-Kämpfer“ geprägt und der Ortsname diente fortan sowohl als namensgebend für Hochschulen und eben die dargestellte Gebietsführerschule.
Appelle und andere militärische Gebräuche sind ein elementarer Teil der „Hitlerjugend“-Kultur und zeigen einmal mehr den klaren paramilitärischen Anspruch der NS-Jugendorganisation.
Relevanz des Materials
Die Bildquelle zeigt kleinere Gruppen uniformierter „Hitlerjungen“, die sich militärisch zum Appell im Innenhof des Gutes zusammengefunden haben. Sie umringen eine in der Mitte stehende Person, die einen Zettel hält und vermutlich etwas verliest. Den eng stehenden Reihen der HJ-Mitglieder steht an einer Stelle eine weitere alleinstehende uniformierte Person vor, die einen Speer hält. Die klar militärisch geprägte Szene offenbart verschiedene Auffassungen des Selbstbildes der HJ. Allem voran steht die paramilitärische Prägung der Vereinigung. Den Jugendlichen wird hier von klein auf soldatischer Habitus beigebracht und durch die gemeinsame Aufstellung ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Der Name der Gebietsführerschule „Langemarck“ beschwört den Mythos eben jener Schlacht und vor allem der Gefallenen und dient den „Hitlerjungen“ so als Vorbild. So werden Opferbereitschaft, Loyalität und soldatischer Gehorsam als Werte vermittelt.
Oliver Kottmann
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