Mahnmal für gefallene Mitglieder der jüdischen Gemeinde
Bildquelle
Recklinghausen 1921

Kurze Erläuterung

Im Ersten Weltkrieg kämpften fast 100.000 jüdische Soldaten für das Deutsche Kaiserreich. Wie auch in den anderen Bevölkerungsgruppen war auch in Teilen der jüdischen Bevölkerung Deutschlands die Kriegsbegeisterung hoch. Die freiwillige Meldung zum Kriegsdienst war für einige jüdische Männer dabei auch ein Zeichen des Patriotismus und des Versuchs, sich gegen Ausgrenzung und antisemitische Vorurteile zur Wehr zu setzen. Trotzdem wurden nach dem Krieg antisemitische Parolen laut, die als Teil der sog. „Dolchstoßlegende“ neben der Sozialdemokratie auch den jüdischen Soldaten eine Mitschuld an der kriegerischen Niederlage gaben. Verbände wie der „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ versuchte, das Bild der jüdischen Soldaten zu stärken und setzte sich auch während der Weimarer Republik für die Interessen der ehemaligen jüdischen Frontsoldaten ein. Auch die Erinnerungskultur der jüdischen Gemeinde aus Recklinghausen folgte diesem Gedanken. Am 13. November 1921, lange bevor die Stadt Recklinghausen 1922 ein zentrales Denkmal für die gefallenen Bürger der Stadt errichtete, baute die jüdische Gemeinde auf dem Friedhof am Nordcharweg ein Mahnmal für die Gemeindemitglieder, die im Krieg getötet worden waren.

Relevanz des Materials

An dem Mahnmal lässt sich das Selbstverständnis der jüdischen Gemeinde in Recklinghausen erarbeiten. Denn das hier zu sehende Mahnmal ist ein Zeugnis des Selbstverständnisses der jüdischen Gemeinde sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg. Sie betrachtete sich, entgegen der immer lauter werdenden antisemitischen Propaganda, als Teil des deutschen Volkes. Gleich ihrer christlichen Mitbürger zogen sie in den Krieg und ließen dort mitunter ebenso ihr Leben „fürs Vaterland“, wie es in der Inschrift des Mahnmals lautet. Das Mahnmal ist also nicht nur eine Erinnerung an die Verstorbenen, sondern durch die Bezeichnung „Vaterland“ zugleich auch ein Ausdruck des auch nach dem Kriege unberührten Zugehörigkeitsgefühls. Sowohl im Kaiserreich wie auch in der Republik verstehen sich die Juden Recklinghausens als Deutsche.

Daniel Sobanski / Mario Polzin

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