Schreiben aus Posen über Ruhrbesetzung
Textquelle
Ruhrgebiet 1923

Kurze Erläuterung

Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags war das Deutsche Reich dazu verpflichtet, umfangreiche Reparationszahlungen an die siegreichen Mächte zu leisten. Diese umfassten die Lieferung von Rohstoffen wie Kohle, Holz und Stahl. Am 26. Dezember 1922 stellte die alliierte Reparationskommission fest, dass Deutschland diese Verpflichtungen nicht erfüllte. Als Reaktion darauf erfolgte am 11. Januar 1923 die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen. Die Regierung des Deutschen Reichs, unter der Führung von Kanzler Wilhelm Cuno, rief zu passivem Widerstand auf, der sich in Streiks und der Missachtung alliierter Anordnungen äußerte. Obwohl der Widerstand anfänglich friedlich war, kam es zu Sabotageakten und gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Die wirtschaftlichen Folgen des Widerstands waren verheerend, da die Finanzierung des Ruhrkampfs die deutsche Wirtschaft an den Rand des Ruins brachte und die Hyperinflation beschleunigte. Am 26. September 1923 beendete die neue Regierung unter Gustav Stresemann den passiven Widerstand.

Relevanz des Materials

Die Quelle verdeutlicht die Ruhrbesetzung als zentrales Ereignis der Weimarer Republik und illustriert die innen- sowie außenpolitischen Auswirkungen des Versailler Vertrags, insbesondere der Reparationsfrage und der deutschen Reaktion darauf. Der passive Widerstand, getragen von der Bevölkerung, führte zur Destabilisierung der Wirtschaft und beschleunigte die Hyperinflation. Zudem zeigt die Quelle, wie die Besetzung als nationale Bedrohung wahrgenommen wurde, was zur Propagierung eines gemeinsamen deutschen Widerstands führte. Das Schreiben ermöglicht die Untersuchung wirtschaftlicher Krisen, nationalistischer Strömungen und demokratischer Herausforderungen. Durch die Betrachtung der politischen Reaktionen und der medialen Inszenierung lässt sich die Quelle zudem in den Kontext internationaler Beziehungen einordnen. Ihre Analyse fördert methodische Kompetenzen, Multiperspektivität und das Verständnis für Krisen als politische Wendepunkte.

Theresa Hiller / Sebastian Sayn

Lernort 

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