Kurze Erläuterung
Der Dreißigjährige Krieg war eine Reihe von territorial und religiös motivierten Konflikten europäischer Dimension, die in den Jahren 1618 bis 1648 stattfanden und mit dem Westfälischen Frieden am 24. Oktober 1648 beendet wurden. Ganze Landstriche auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs waren schwer verwüstet. Der Krieg, aber auch Hunger und Seuchen hatten große Teile der Bevölkerung dahingerafft.
Dennoch gingen die Kampfhandlungen weiter. Der 1650 zum Fürstbischof von Münster gewählte Christoph Bernhard von Galen etwa versuchte umgehend, verlorene Gebiete zurückzuerobern. Die Stadt Münster, die auf die Reichsfreiheit gehofft hatte, und sich ihrem Stadtherrn, dem Bischof, daher widersetzte, war dabei eines seiner Hauptziele. In zwei Belagerungen 1657/58 und 1660/61 konnte der Bischof die Stadt schließlich zurück unter seine Kontrolle bringen.
Das Bild zeigt die Stadt Münster im Jahr 1657 aus der Vogelperspektive. Rund herum sind die Stellungen des Fürstbischofs zu erkennen, der die Stadt mit Mörsern und Kanonen beschießen ließ. Diese von ihm vielgenutzte Taktik brachte ihm den Spitznamen „Bomben-Bernd“ bzw. „Kanonenbischof“ ein.
Relevanz des Materials
Das Bild zeigt einerseits, dass trotz der verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Kriegs Feldzüge und Kriegshandlungen weiterhinein legitimes Mittel der Politik waren. Der Westfälische Frieden von 1648 hatte zwar grundlegend für Frieden in Europa gesorgt, allerdings kann anhand der Belagerung Münsters auch herausgestellt werden, dass die Ergebnisse der Friedensverhandlungen nicht von allen Seiten akzeptiert wurden. Andererseits lässt sich hieran erkennen, dass die großen Kirchenfürsten der frühen Neuzeit nicht rein kirchliche Funktionen hatten, sondern ihre weltlichen Territorien mit weltlichen Mitteln zu verteidigen und zu erweitern wussten. Weiterhin lässt sich verdeutlichen, dass das Heilige Römische Reich ein lockerer Verbund weitgehend souveräner geistlicher und weltlicher Fürstentümer und Städte war, die mit und gegen den Kaiser, vor allem aber mit- und gegeneinander agierten.
Lea Raith
Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer steht unser Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.