Kurze Erläuterung

Nachdem die Nationalsozialisten am 23. März 1933 mit dem „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“, dem sogenannten „Ermächtigungsgesetz“, de facto die alleinige Regierungsgewalt über den deutschen Staat erlangt hatten, setzten sie umgehend ihre gefassten Pläne zur umfassenden Gleichschaltung des Landes in die Tat um. Bereits im Vorfeld begann am 10. März 1933  die von den Nationalsozialist:innen so bezeichnete „Aktion wider den undeutschen Geist“ mit einer öffentlichen Bücherverbrennung auf dem Opernplatz in Berlin. Auch in Dortmund kam es zu zwei solcher öffentlichen Bücherverbrennungen. Die erste fand am 30. Mai 1933 auf dem Hansaplatz statt, die zweite nur wenige Tage später in Aplerbeck. Der hier vorliegende Bericht der bereits gleichgeschalteten Dortmunder Zeitung gibt die Ereignisse des 30. Mai aus nationalsozialistischer Sicht wieder.

Relevanz des Materials

Anhand der Berichterstattung über die Bücherverbrennung lassen sich unterschiedliche Mechanismen nationalsozialistischer Machtdemonstration herausarbeiten. Zum einen kann der Akt der Bücherverbrennung als Bestandteil der totalitären Zensurmaßnahmen dargestellt werden. Zum anderen zeigt sich hier die propagandistische Absicht einer solchen Veranstaltung. Hierzu kann der in dem Artikel geschilderte Ablauf genauer untersucht werden. Dazu gehören u.a. die Schilderungen von Verbrennungen schwarz-rot-goldener Fahnen als Symbol der Republik oder die Auswahl der anwesenden und durchweg nationalsozialistisch gesinnten Organisationen und Redner. Die Reden können sprachlich in Bezug auf Kernelemente der nationalsozialistischen Ideologie wie den Kulturkampf, das Führerprinzip oder die Volksgemeinschaft analysiert werden. Insbesondere der Punkt der Volksgemeinschaft kann direkt auf den Massenveranstaltungscharakter der Bücherverbrennung selbst angewandt werden, um so eine Verknüpfung zwischen theoretischer und umgesetzter NS-Ideologie aufzuzeigen. Anhand des Artikels lässt sich außerdem die Bedeutung der Presse für die Machtstabilisierung des Regimes diskutieren, da viele örtliche Tageszeitungen bereits kurz nach der endgültigen Machtübernahme der NSDAP gleichgeschaltet worden waren und eine freie Berichterstattung somit nicht mehr möglich war. Der Zeitungsbericht kann ideal ergänzt werden durch ein offizielles Einladungsschreiben der NSDAP mitsamt des Veranstaltungsprogramms.

Mario Polzin

Lernort 

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