Antisemitisches Plakat aus Bocholt
Textquelle
Bocholt/Borken 1849

Kurze Erläuterung

Nationalismus hat immer auch einen ausschließenden Aspekt. Die nationalen Ideen von 1848 betonten oft die Einheit und Gemeinsamkeit des Deutschen Volkes über die Grenzen der bisherigen Einzelstaaten hinweg. Zur nationalen Identität gehört aber auch die Abgrenzung nach Außen gegenüber anderen Nationen wie dem „Erbfeind“ Frankreich oder nach Innen gegenüber Minderheiten im eigenen Land. Da Antisemitismus tief verwurzelt war, trat er auch während der Revolution – nicht nur in Westfalen – zu Tage. Teilweise führten wirtschaftliche Schwierigkeiten zu Ausschreitungen gegen Jüdinnen:Juden, da einige von ihnen Kreditgeber waren – längst nicht alle, auch wenn dieses Klischee sich hartnäckig hält. Oft gab es aber einen tiefen, auch religiös bedingten Hass gegen alle Jüdinnen:Juden.

Relevanz des Materials

Das Plakat bietet einen Ausgangspunkt, zu untersuchen, wie sich eine Auflehnung gegen lokale Eliten, Gutbesitzer oder Unternehmer mit einem undifferenzierten Hass auf Jüdinnen und Juden verbindet. Zwar werden zunächst noch unterschiedliche Gruppen angesprochen, der maßlose Antisemitismus mit der Aufforderung zu brutalen Übergriffen auf Jüdinnen und Juden nimmt in diesem Plakat jedoch großen Raum ein. Zu brutalen Angriffen, wie sie in dem Plakat gefordert werden, kam es allerdings in Borken nicht. Es gibt aber mehrere Beispiele für tätliche Angriffe, Erpressung, Plünderung und schwere Sachbeschädigung, die mit Antisemitismus einhergingen.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen