Nationalspende für die Kolonien zum Kaiserjubiläum
Textquelle
Lippstadt 1913

Kurze Erläuterung

Die Mission, das Bekehren der Menschen im globalen Süden zum Christentum war ein zentrales Motiv des Kolonialismus. Missionare wurden von Einheimischen häufig als erste Welle der Eroberung betrachtet.
Schon vor der Gründung deutscher „Schutzgebiete“ waren Geistliche aus Deutschland in den Kolonien anderer europäischer Mächte als Missionare tätig. Diese Erfahrungen konnten sie nutzen, um Verhandlungen zwischen Deutschen und einheimischen Eliten zu begleiten. Sie übersetzten nicht nur, sondern beeinflussten die lokalen Eliten soweit, dass sie – zu ihren Ungunsten – die „Schutzverträge“ mit dem Deutschen Reich annahmen.
Die europäischen Missionare hielten sich häufig für kulturell und auch „rassisch“ überlegen. Darum sahen sie es als ihre Pflicht an, den „armen Heiden“ die überlegene Kultur und christliche Religion zu bringen und sie ihnen, wenn nötig, auch einzuprügeln.

Relevanz des Materials

Religion und Nationalismus gingen im Kaiserreich Hand in Hand. Besonders die evangelische Kirche war dem protestantischen Preußen eng verbunden. Über die nationale Aufgabe der Kolonisation und der Missionierung näherte sich aber auch die katholische Kirche dem Kaiserreich an.
Der Spendenaufruf der evangelischen Kirche verdeutlicht diesen Zusammenhang zwischen Reich und Kirche. Die Sammlung wurde von der Deutschen Kolonialgesellschaft, dem Lobbyverband der Kolonialbewegung organisiert. Das Thronjubiläum Wilhelms II. im Jahr 1913 war ein willkommener Anlass. Der Aufruf wurde in der Kirchengemeinde Lohe – heute ein Stadtteil von Lippstadt ausgegeben. Der Text zeigt die enge Verflechtung von Kolonialverwaltung, wirtschaftlichen Interessen und kirchlicher Mission. Außerdem stellen sich das Überlegenheitsgefühl der Missionsbewegung und die Vorstellung, nur das Beste für die Menschen in den Kolonien zu wollen, heraus.

Daniel Sobanski

Lernort 

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