Kurze Erläuterung
Dass der Militarismus in Gesellschaft wie Politik des Deutschen Reiches so eine prominente Rolle einnahm, erscheint insofern kaum verwunderlich, als dass das Selbstverständnis des Staates vorrangig auf militärischen Errungenschaften fußte: Angefangen von den „Befreiungskriegen“ von der napoleonischen Herrschaft bis hin zu den sogenannten „Einigungskriegen“, welche eine lineare Entwicklung hin zur Gründung des Deutschen Reiches suggerieren sollten. Diese Kriege nahmen eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur des Deutschen Reiches ein, wie sich nicht zuletzt an der Einführung des „Sedantages“ am 2. September als jährlichen Feiertag erkennen lassen dürfte. Feiern wurden an Jahrestagen von Kriegen, einzelnen Schlachten oder Regimentsgründungen veranstaltet. Insbesondere der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 blieb im öffentlichen Bewusstsein stets allgegenwärtig.
Relevanz des Materials
Hier werden all diese Jahreszahlen auf einer Fahne, nämlich jener des Geseker Krieger- und Landwehrvereins, vereint. Sie zeigt ein auf Spitz gestelltes Eisernes Kreuz, in dessen Mitte der preußische Adler prangt. Dieser steht stellvertretend für die preußischen Hohenzollern, welche die Deutschen Kaiser stellten. In das Kreuz sind von oben nach unten chronologisch die für die Deutsche Reichsgründung relevanten Kriegsjahre eingestickt: Die Kriege von 1813 bis 1815 gegen Napoleon als „Befreiungskriege“ sowie der Deutsch-Dänische Krieg 1864, der Preußisch-Österreichische Krieg 1866 (ideologisch gefärbt auch als „Deutsch-Deutscher Krieg“ oder „Deutscher Bruderkrieg“ bezeichnet) und der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, im Zuge dessen die Kaiserkrönung in Versailles stattgefunden hatte. Sie galten als die „Einigungskriege“. In den Winkeln des Kreuzes steht geschrieben: „Mit Gott für Kaiser und Reich.“
Die Fahne wird damit zu einem Zeugnis des Militär- und Kaiserkultes sowie des auf Kriegen basierenden Gründungsmythos des Deutschen Reiches. Dass der Anlass der Schaffung dieser Fahne, nämlich das Jahr 1914 und damit der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, auf dessen Rückseite festgehalten wird, zeugt zudem von der Geisteshaltung, mit welcher in diesen Krieg gezogen wurde: Er sollte sich einreihen in die Riege der siegreichen, identitätsstiftenden Kriege der vergangenen hundert Jahre.
Mario Polzin
An der Nordseite des Hellwegs fällt ein mächtiger Fachwerkbau auf, der alle seine Nachbarn überragt. Dieses prächtige und großräumige Handelshaus wurde 1664 von Friedrich Dickmann, Weinhändler aus Soest, und seiner Frau Elisabeth Hanxleden errichtet. Nachdem das Haus mehrfach den Besitzer wechselte wurde es 1951 von der Stadt Geseke erworben. 1954 wurde das Heimatmuseum, auch bekannt als Hellweg-Museum, in diesem Haus eröffnet.
Das unter Denkmalschutz stehende Dickmann-Haus repräsentiert den Typ eines gehobenen Ackerbürger-Hallenhauses mit aufwändigem Saal am hinteren Ende über einem halb eingetieften, gewölbten Keller. Neben einer geologischen und vorgeschichtlichen Sammlung verfügt das Heimatmuseum über eine sehenswerte volkskundliche Sammlung.