Heiligenfibel
Sachquelle
Bad Westernkotte/Herne 9. Jhd. n. Chr.

Kurze Erläuterung

Diese aus dem 9. Jahrhundert n. Chr. stammende und in Bad Westernkotten gefundene Fibel zeigt das Bildnis eines Heiligen. Die Fibel besteht aus vergoldeter Bronze, das Heiligenbild ist in farbigem Emaille ausgeführt. Gut erkennbar ist der Heiligenschein um den Kopf der Person. Fibeln wurden zur Befestigung und zum Zusammenhalten von Kleidungsstücken wie Mänteln oder Jacken genutzt – ähnlich wie Sicherheitsnadeln heute.. Die Heiligenverehrung war ein wichtiger Aspekt im sich ausbreitenden und etablierenden Christentum – auch im Fränkischen Reich. Teilweise wurden zu diesem Zweck  Reliquien und sterbliche Überreste verschiedener Heiliger in den Raum nördlich der Alpen überführt. Wallfahrten zu diesen Orten waren üblich – möglicherweise stammt diese Fibel aus einem solchen Kontext und wurde von einer Person getragen, die erfolgreich eine Wallfahrt abgeschlossen hatte.

Relevanz des Materials

Diese Heiligenfibel macht deutlich, wie stark das Christentum im Leben der Menschen im Fränkischen Reich verankert war. In einer Rolle, die heute als Staatsreligion bezeichnet werden würde, verdrängte es zuvor dominante Glaubensvorstellungen der Bevölkerung in Westfalen. Das Christentum wurde dadurch zu einem identitätsstiftenden Element fränkischer Herrschaft, da sich das fränkische Königtum als göttlich legitimiert ansah. Die religiöse Dimension der Herrschaft schützte die Herrschenden vor Kritik und Auflehnung. Die Heiligenfibel wird darüber hinaus von einem Menschen als sichtbarer Ausdruck seines Glaubens getragen worden sein. Da sie mutmaßlich eine erfolgreiche Wallfahrt symbolisiert, kann angenommen werden, dass sie mit Stolz zur Schau gestellt wurde und eine hohe emotionale Bedeutung für den/die Besitzer:in hatte. Vermutlich ging damit auch die Vorstellung einher, unter dem persönlichen Segen und Schutz des dargestellten Heiligen zu stehen.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

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