Kurze Erläuterung
Der Historiker Franz Darpe brachte 1905 den 2. Band des Coesfelder Urkundenbuches heraus. 2011 hat es die Universitäts- und Landesbibliothek Münster digitalisiert. Die drei Fotos sind Screenshots und zeigen, wie die jeweiligen Neubürger erfasst wurden. Da die Mehrheitsbevölkerung (katholische) Christen waren, erfolgt nur bei Menschen jüdischen Glaubens die ausdrückliche Erwähnung der Religion.
Nachdem 1350 ein Pogrom die jüdische Gemeinschaft in Coesfeld vernichtet hatte, kamen eine Generation später erneut Juden nach Coesfeld und erhielten sogar Bürgerrechte. So heißt es im Bürgerbuch zum Jahr 1381: „Vyvus, der Jode, Jachant, syn wyf.“ 1443 wird die Ehefrau eines Meisters Johann des Juden aus Essen erwähnt. Das Wort „mester“ (Meister) war damals häufig die Bezeichnung für einen Arzt.
Und 1424 ist im Bürgerbuch ausdrücklich von einer „Jodenstrate“ die Rede. Im Ort muss es also zumindest ein Haus oder mehrere gegeben haben, in denen Juden gelebt haben.
Relevanz des Materials
Im Zusammenhang mit der Pest kam es 1350 zu einem Pogrom, dem alle Juden in Coesfeld zum Opfer fielen, nach einigen Jahrzehnten sind aber wieder vereinzelt Juden nachweisbar. Mögen diese auch nur sporadisch in Coesfeld gewohnt haben, so ist dies für das gesamte westliche Münsterland eine krasse Ausnahme. In keinem anderen Ort der Region sind im späten 14. oder im 15. Jahrhundert Juden nachweisbar.
In Coesfeld werden Bürgerrechte für Juden fünfmal in Urkunden erwähnt, dies ist für Westfalen die Spitzenposition. Juden werden nur noch einmal in Münster, Minden und Burgsteinfurt als Bürger genannt.
Dank der Digitalisierung des Urkundenbuches durch die Universitäts- und Landesbibliothek Münster kann man die Quellen an digitalen Endgeräten überall lesen und als PDF-Datei runterladen.
Dr. Hendrik Martin Lange
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