Kurze Erläuterung

Das Plakat „Anordnungen des Arbeiter- und Soldatenrates in Coesfeld“ (10. November 1918) erschien einen Tag nach der Ausrufung der Republik in der Hauptstadt Berlin.
Die fünf Punkte beziehen sich auf die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit. Es soll Ruhe und Sicheit herrschen, gegen Plünderer wird die standrechtliche Erschießung angedroht. Auffällig ist, dass nur zehn Soldaten genannt werden, von einem Arbeiterrat ist trotz der Überschrift noch keine Rede. Der Soldatenrat ist auf den amtierenden Bürgermeister angewiesen. Wilhelm Lübbesmeyer (1861-1946) hatte einen großen Einfluss auf die Coesfelder Bevölkerung. Er war von 1909 bis 1925 Bürgermeister, wurde 1931 Ehrenbürger und 1951 wurde eine Straße nach ihm benannt.
Tatsächlich waren im November 1918 in Deutschland nach zuverlässigen Schätzungen etwa eine Million häufig ‚versprengter‘ Soldaten unterwegs, die mitgeführte Ausrüstung, Gewehre, Maschinengewehre, mitunter selbst die Fahrzeuge, nicht selten für Nahrungsmittel, veräußerten. Offizielle Angaben zufolge kamen in den ersten Wochen nach dem Waffenstillstand nahezu 1,9 Millionen Gewehre, 8452 Maschinengewehre und 400 leichte Mörser „abhanden“.

Relevanz des Materials

Von Köln aus breitete sich die Revolution im November 1918 auf die Städte Westfalens aus. Am 8./9. November bildeten sich in allen Regionen Arbeiter- und Soldatenräte, die das entstehende Machtvakuum nach dem Ende der Monarchie füllten. Doch auch die Räte waren in revolutionäre und reformorientierte Kräfte gespalten. Man sieht am Coesfelder Beispiel, dass der Arbeiter- und Soldatenrat mit den alten Mächten, wie dem Bürgermeister, zusammenarbeitete. Hauptziel ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit.
Insgesamt trugen die Arbeiter- und Soldatenräte reichsweit eher zur Beruhigung der Lage bei und radikalisierten sich erst, als sie ab Januar 1919 von der Reichswehr entmachtet werden sollten.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das Stadtarchiv Coesfeld ist ein zentraler Erinnerungsort in Coesfeld. Es organisiert Gedenkfeiern und Vorträge, Unterrichtsmaterialien und Bildungsveranstaltungen. Aber vor allem: Es sichert das schriftliche Erbe der Stadt – dauerhaft und für jede und jeden zugänglich. Damit versucht es der Identität Coesfelds eine Heimat zu bieten – vom 12. Jahrhundert bis heute. Die Ratsprotokolle von 1923-1945 sind digitalisiert und online abrufbar. Außerdem gibt es einige Unterrichtsmaterialien zum Download.

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