Kurze Erläuterung
Dieser in Rhede gefundene Faustkeil aus Mammutknochen unterscheidet sich nicht von den viel bekannteren Faustkeilen aus Stein, verweist aber auf etwas Zentrales: In der „Steinzeit“ wurden nicht nur aus Stein Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände hergestellt, sondern auch aus organischem Material wie Holz oder Knochen. Diese Materialien sind aufgrund der organischen Zersetzung viel seltener erhalten. Frisches Knochenmaterial konnte genau wie Stein bearbeitet und eingesetzt werden. Dieser Faustkeil wurde aus dem Oberschenkelknochen eines Mammuts gefertigt und seine Klinge war ihrerzeit scharf genug, um andere Tiere zerlegen zu können. Dieses 70.000 Jahre alte Exemplar wurde vermutlich von Neandertalern hergestellt und verwendet. Faustkeile waren Universalwerkzeuge. Sie wurden auch vom Homo Sapiens hergestellt und verwendet und waren eine grundlegende technische Entwicklung der Steinzeit. Neandertaler und Homo Sapiens lebten lange parallel zueinander und standen miteinander in Kontakt. Unterschiede in ihrer Lebensweise können kaum nachgewiesen werden und die Gruppen vermischten sich im Laufe der Zeit miteinander.
Relevanz des Materials
Mithilfe des Faustkeils kann herausgearbeitet werden, dass die Menschen in der Steinzeit eine enge Verbindung mit ihrer Umwelt eingingen. Neben den bekannteren Faustkeilen aus Stein macht diese Version aus Mammutknochen deutlich, dass jedes nutzbare Material auch verwendet wurde, um möglichst alle vorhandenen Ressourcen auszunutzen.
Die knöcherne Materialität des Objektes bricht populäre Geschichtsbilder auf, in denen Stein als primäres Werkzeugmaterial der „Steinzeit“ imaginiert ist. Zudem kann mithilfe des Objekts die Beziehung zwischen Homo Sapiens und Neandertalern analysiert und Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der vermuteten Lebensweise herausgearbeitet werden.
Einen 3D-Scan und weitere Informationen gibt es auch unter https://100jahre100funde.lwl.org/de/100-fundeepochen/altsteinzeit/003-knochenfaustkeil/.
Markus Albuschat
Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.
LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne