Kurze Erläuterung
Am 10. März 1933 begann die von den Nationalsozialisten so bezeichnete „Aktion wider den undeutschen Geist“ mit einer öffentlichen Bücherverbrennung auf dem Opernplatz in Berlin. Geplant und ausgeführt wurde sie in Zusammenarbeit von NSDAP, Sturmabteilung (SA), der Deutschen Studentenschaft sowie der Hitlerjugend (HJ), welche nicht nur Literatur und Flugblätter mit vermeintlich „undeutschen“ Inhalten aus den Büchereien und Buchhandlungen beschlagnahmten, sondern auch die Bevölkerung dazu aufrief, solche Bücher bei entsprechenden Stellen abzugeben. In Dortmund kam es zu gleich zwei öffentlichen Bücherverbrennungen. Die erste fand am 30. Mai 1933 auf dem Hansaplatz statt, die zweite nur wenige Tage später in Aplerbeck.
Relevanz des Materials
Anhand der hier vorliegenden Einladung zur Bücherverbrennung auf dem Dortmunder Hansaplatz kann die Intention, mit welcher die Nationalsozialist:innen diese Veranstaltungen inszenierten, erarbeitet werden. Literarische Werke, die nicht der Ideologie des Nationalsozialismus entsprachen, sollten stellvertretend für jene Kultur- und Denkformen verbrannt werden, welche im NS-Jargon als „undeutsch“ bezeichnet wurden.
Mithilfe der Schilderung des geplanten Ablaufes kann die Inszenierung der Verbrennung als für den Nationalsozialismus typische Massenveranstaltung erkannt werden, bei welcher zahlreiche NS-Organisationen militärisch aufmarschieren. Nicht zuletzt können auch die aufgelisteten Redner thematisiert werden, da sich an ihnen bereits die Gleichschaltung zentraler gesellschaftlicher Institutionen erkennen lässt.
Mario Polzin
Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer steht unser Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit (Schule | Archive in Nordrhein Westfalen | (nrw.de)).
Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen