Kurze Erläuterung
Im Sommer 1941 griff die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion an. Im Gegensatz zu den Kämpfen gegen Frankreich war der Krieg gegen die Sowjetunion stark geprägt von der nationalsozialistischen Rassenideologie, die die Menschen in Osteuropa als rassisch unterlegen darstellte. Neben den kriegerischen Auseinandersetzungen ermordeten sog. Einsatzgruppen systematisch die dort lebende jüdische Bevölkerung, Minderheiten wie Sinti und Roma sowie Kommunisten.
Die privaten Filmaufnahmen von Helmut Machemer geben Einblicke in den Kriegsalltag der deutschen Soldaten während des Krieges in der Ukraine. Helmut Machemer aus Stadtlohn hatte sich mit Kriegsbeginn als Arzt freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, da er hoffte, durch die aktive und erfolgreiche Kriegsteilnahme seine Frau, die nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen als sog. „Halbjüdin“ galt, und seine drei Kinder zu schützen. Er hielt seinen Kriegsalltag auf Film fest, um einerseits die Kampfhandlungen seiner Einheit, andererseits um die Grauen des Krieges und die Geschehnisse an der Front zu dokumentieren. Helmut Machemer überlebte den Krieg nicht, kurz nach seinem Tod wurden jedoch seiner Frau die gleichen Rechte wie der arischen deutschen Bevölkerung zugesprochen, sodass die Familie ohne Repressionen in Deutschland leben konnte.
Machemer dokumentiert in diesem Filmauszug die Zerstörung und Verwüstung eines Bauernhofes in der Ukraine.
Relevanz des Materials
Anhand der Stummfilmaufnahmen von Helmut Machemer lassen sich Aspekte des Krieges erarbeiten, die in den großen Propagandafilmen der Nationalsozialisten wenig Raum erhielten. Die kurze Sequenz zeigt Verbrechen der Wehrmacht gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung, auch wenn auf der Aufnahme keine auf dem Hof lebenden Menschen zu sehen sind. Anhand der Filmaufnahmen lassen sich weiterführende Aspekte der Kriegsführung untersuchen, da der Krieg hier nicht nur auf den unmittelbaren Kriegsschauplätzen außerhalb bewohnter Gegenden stattfindet, sondern ganz konkret lebensbedrohliche Auswirkungen auf den Alltag der Menschen hat.
Theresa Hiller
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