Postkarte „Gruss aus Dortmund“
Bildquelle
Dortmund 1903

Kurze Erläuterung

Im ausgehenden 19. Jahrhundert holten die Industrieregionen Deutschlands wie das Ruhrgebiet ihre Konkurrenz etwa in Großbritannien ein und zogen sogar am Mutterland der Industrialisierung vorbei. Das 1871 gegründete Kaiserreich wollte dann auch politisch auf einer Stufe mit Großbritannien stehen. Laute Stimmen forderten Kolonien – „einen Platz an der Sonne“ – und eine Kriegsflotte, die der Royal Navy ebenbürtig sein sollte. Der Deutsche Flottenverein machte Werbung für dieses Projekt und der Slogan „Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser“ wurde bei vielen Gelegenheiten geäußert. Eine dieser Gelegenheiten war die feierliche Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals mit dem Dortmunder Hafen und dem Schiffshebewerk Henrichenburg am 11.8.1899 durch den Kaiser persönlich. Diese Lebensader für Bergbau und Industrie im östlichen Ruhrgebiet brachte die Bedeutung der Schifffahrt für die wirtschaftliche Entwicklung ins öffentliche Bewusstsein.
Der Aufbau einer Hochseeflotte schritt in den folgenden Jahren voran und verursachte zunehmende Spannungen zwischen Deutschland und Großbritannien, die einen Grund für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs darstellten.

Relevanz des Materials

Der Text der Postkarte „Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser“ zeigt das Bestreben insb. Wilhelm II. den Flottenausbau zu verstärken und neue Wirtschaftswege zu eröffnen. Daran lässt sich zum einen die Flottenpolitik, als auch die Flottenbegeisterung erarbeiten. Stärker jedoch wird die wirtschaftliche Relevanz der Wasserwege, hier des Dortmund-Ems-Kanals deutlich. Durch diese neu erschlossenen Wasserwege konnten wirtschaftliche Güter, hier insbesondere aus dem Ruhrgebiet, schneller transportiert und verarbeitet werden. Kohle wurde dabei v.a. für die Industrie gebraucht, sowohl für Stahl, aber auch Rüstungsindustrie.

Die Postkarte ist aber auch selbst interessant, da sie sich von Postkarten des 21. Jh. unterscheidet. Entgegen der heutigen Postkarten, die eine Zweiteilung der Rückseite in Text und Adresse haben, wird hier lediglich der Adressat eingetragen. Persönliche oder zusätzliche Informationen gibt es nicht. Auch die Beschriftung mit Bleistift ist für Schüler:innen ungewöhnlich.

Daniel Sobanski

Lernort 

Unter dem Dach des Westfälischen Landesmuseums sind acht ehemalige Orte der Arbeit vereint. Die Industriedenkmale faszinieren durch ihre einmalige Architektur. Veranstaltungen und Ausstellungen füllen die Häuser mit Leben. Sie verknüpfen Themen aus der Vergangenheit mit aktuellen Fragen. So bilden die ausgedienten Fabriken heute ein lebendiges und vielseitiges Forum für Industriekultur.

LWL-Museum für Industriekultur