Kurze Erläuterung
Die Dokumente berühren die Phasen der Judenverfolgung, die sich von einzelnen Diffamierungen und Verleumdungen mit einzelnen Terror- und Einschüchterungsakten über die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung als Bürger zweiter Klasse mit dem Ziel der Isolierung und Ausgrenzung, der Enteignung Arisierung), Vertreibung und Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz bis zur Massenvernichtung erstrecken. Hier liegt ein zeitgenössisches Dokument der Geheimen Staatspolizei vor, das die Auswirkungen des staatlich initiierten Pogroms vom 9. November 1938 abfragt. Antworten erfolgten durch Amtsinhaber und repräsentieren die offizielle Sicht auf der Grundlage der nationalsozialistischen Ideologie.
Relevanz des Materials
Anwendung der grundlegenden Methodik der Quellenanalyse und -interpretation. Herausarbeiten der Standortgebundenheit der offiziellen Dokumente der behördlichen Überlieferung. Hypothesenbildung zur Reichweite der Kritik in genannten Bevölkerungsteilen an der Durchführung des Pogroms, die zu weiteren Forschungsfragen anregen können. Sach- und Werturteilsentwicklung zur verbrecherischen Vorgehensweise und menschenverachtenden Ideologie der nationalsozialistischen Diktatur gegenüber ihren Bürgern. Kritik wird von den Behördenleitern auf der Grundlage der nationalsozialistischen Weltsicht geübt und es sind keinerlei Orientierungen hinsichtlich Menschenrechten und Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit erkennbar. Bei ihrer Bezugnahme auf legale Mittel handelt es sich um Schein-Legalität, da eine gesellschaftliche Gruppe auf der Grundlage ihrer vermeintlich ethnischen Zugehörigkeit pauschal verfolgt wird, ohne dass rechtstaatliche Mittel der ordentlichen Gerichtsbarkeit oder in einem Rechtsstaat gültige Rechtsgrundlagen zugrunde liegen.
Die Verwendung der Begrifflichkeit „Aktion gegen die Juden“ im Betreff wirkt entlarvend gegenüber der Behauptung eines „Volkszorns“ und einer spontanen Erhebung aus dem Volk.
Der Text ermöglicht eine weitergehende sprachsensible Herangehensweise hinsichtlich ideologisch begründeter NS-Sprachverwendung. Eine Bezugnahme zu der diesem Dokument zugrundeliegenden Aufforderung der Gestapo Bielefeld an Amtsinhaber sich zur Wirkung des Pogroms in der jeweiligen Region zu äußern, kann sinnvoll sein, da sich die Nummerierung der einzelnen Darstellungen auf die Anfrage bezieht.
Heike Fiedler
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