Inspektion der Kriegsgefangenenlager
Textquelle
Kreis Meschede 1915

Kurze Erläuterung

Ende 1914 geriet der deutsche Vormarsch ins Stocken und der Konflikt wandelte sich in einen Menschen und Material verschlingenden Stellungskrieg. Damit stiegen einerseits die Anforderungen an Landwirtschaft und Industrie, Waffen, Ausrüstung und Verpflegung für die Truppen zur Verfügung stellen. Andererseits schwanden die benötigten Arbeitskräfte, da immer mehr Männer zum Militärdienst eingezogen wurden.
Schnell wurden Kriegsgefangene als Ersatz in Betracht gezogen. Die Haager Landkriegsordnung, ein immer noch gültiges, völkerrechtliches Übereinkommen, erlaubt es, Kriegsgefangene für Arbeiten heranzuziehen, die nicht im Zusammenhang mit den Kriegsanstrengungen stehen. Der Einsatz von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft und im Bergbau war daher vielleicht kein Bruch, aber mindesten ein Beugen des Völkerrechts, weil Nahrungsmittel und Kohle unerlässliche Rohstoffe für die Kriegswirtschaft darstellten.
Anfang des Jahres 1915 begannen die Militärbehörden, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen, um den Einsatz von Kriegsgefangenen zu organisieren. Wie das Schreiben des
18. Armeekorps zeigt, war dabei die Frage der Unterkunft und Verpflegung die entscheidende. Aus dem Text geht eine gewisse Sorge um die korrekte Behandlung und Versorgung hervor. Die Behandlung der Zwangsarbeiter nahm nicht die brutalen und menschenverachtenden Formen an wie im Zweiten Weltkrieg. Trotzdem sind in einigen Fällen Missstände wie die Überbelegung von Lagern und Baracken bekannt. Die Versorgung der Kriegsgefangenen verschlechterte sich im Laufe des Krieges wie die Lage der deutschen Bevölkerung auch.

Relevanz des Materials

Die Notwendigkeit, Kriegsgefangene als Arbeitskräfte einzusetzen, zeigt den Mangel an Arbeitskräften. Da die meisten Männer in Fronteinsatz sind, fehlen Arbeitskräfte für Landwirtschaft und Industrie.
Der Hinweis auf das Einrichten geeigneter Räumlichkeiten zeigt ein zunächst noch vorhandenes Interesse an guter Unterbringung der Kriegsgefangenen. Gleichzeitig aber auch den Mangel an Geld, da eine Finanzierung von Baracken z.B. direkt ausgeschlossen wird. Auch die Gefahr von Krankheiten ist bekannt und soll durch Impfungen als Voraussetzungen für den Arbeitseinsatz vermindert werden.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen