„Arbeiterersatz“ aus Osteuropa
Bildquelle
Ruhrgebiet im Januar 1917

Kurze Erläuterung

Schon 1914, zu Beginn des Krieges, verließen Millionen Menschen im Deutschen Reich ihre Arbeitsstätte, um sich an die Fronten zu begeben. Bis 1918 stieg diese Zahl entsprechend weiter an. Trotz des tendenziell steigenden Anteils an Frauen unter den Arbeitern konnte ein solcher Verlust an Arbeitskraft aus der bestehenden Bevölkerung heraus nicht aufgefangen werden. Aus diesem Grund wurden vermehrt Arbeiter aus dem Ausland in der Deutschen Kriegswirtschaft eingesetzt, welche teils freiwillig angeworben und teils zu Zwangsarbeit verpflichtet worden sind.

Relevanz des Materials

In der Industrie wurden zunächst Arbeitskräfte aus Belgien, Frankreich und Italien eingesetzt, wobei grade die Zwangsarbeitsmaßnahmen, die in Belgien ergriffen worden sind, im Ausland auf derart harsche Kritik stießen, dass man von diesem Vorgehen abrücken musste. Als deutlich wurde, dass die westeuropäischen Arbeitskräfte allein nicht genügten, um die Wirtschaft ausreichend zu stützen, wurden schließlich auch osteuropäische Arbeiter für die Industrie freigegeben, deren Einsatz zuvor nur für die Landwirtschaft zugelassen war. Während das mediale Echo im Zuge der Zwangsverpflichtung belgischer Arbeit derart groß gewesen ist, dass man von dieser Praxis abrücken und sich wieder auf freiwillige Arbeitskräfte beschränken musste, begegnete man der Misshandlung von Zwangsarbeitern aus dem östlichen Europa mit weitgehender Gleichgültigkeit. So war beispielsweise das Vorenthalten von Nahrungsmitteln eine gängige Disziplinierungsmaßnahme. Insbesondere in den späteren Kriegsjahren, in denen auch die Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung nicht gesichert war, sollten derartige Unterversorgungen zu fatalen Folgen führen. Nicht zuletzt deshalb ist ein Hinweis darauf, dass es sich bei solchen Gruppenaufnahmen um geschönte Inszenierungen handelt, unablässig. Mit der eigentlichen Lebensrealität haben sie meist wenig gemein.

Mario Polzin

Lernort 

Das Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) in Bochum bewahrt die Sammlungsbestände des Deutschen-Bergbau-Museums sowie das Bergbau-Archiv mit Dokumenten von Unternehmen und Institutionen des Deutschen Bergbaus. Das Deutsche Bergbau-Museum widmet sich als Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen dem Erbe des Deutschen Bergbaus. Die Dauerausstellung des Museums zeigt in vier Rundgängen und einem Anschauungsbergwerk die Geschichte der Arbeit unter Tage.

Montanhistorisches Dokumentationszentrum