Tagebuch der Mathilde von Ledebur
Textquelle
Oldendorf 1914

Kurze Erläuterung

Mathilde Luise Helmine Ernestine Dorothea von Ledebur (1858-1919) war eine Angehörige des westfälischen Landadels. Mathilde von Ledebur führte den Haushalt auf dem Familiengut Crollage in Preußisch Oldendorf (heute Niedersachsen). Während des Krieges arbeitete sie als Krankenschwester.
Am 28. Juli, einen Monat nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. In den folgenden Tagen mobilisierten auch die jeweiligen Verbündeten ihre Streitkräfte. Das Deutsche Reich erklärte am 1. August die Generalmobilmachung und marschierte schon am folgenden Tag ohne Kriegserklärung in Luxemburg ein.
In ihren Tagebucheinträgen aus den letzten Julitagen 1914 beschreibt Mathilde von Ledebur die vielerorts vorherrschende Kriegseuphorie und die optimistischen deutschen Siegesprognosen, die besonders Jugendliche und junge Erwachsene erfasste. Gleichzeitig schildert sie den schmerzhaften Abschied der Soldaten von ihren Familien und äußert große Sorgen u.a. über den Kriegseintritt Englands. So zeichnet diese Quelle ein etwas differenzierteres Bild über die Lage zu Beginn des Ersten Weltkriegs, das über die bekannte Erzählung vom „Augusterlebnis“ hinausgeht.

Relevanz des Materials

An dem Tagebuch lassen sich die Ereignisse kurz nach Kriegsbeginn bzw. während der Mobilmachung in Westfalen herausarbeiten. Aus der subjektiven Perspektive einer westfälischen Adeligen wird hier beschrieben, welche Auswirkungen die Mobilmachung auf die Menschen in ihrer direkten Umgebung hatte und wie sie die damaligen Ereignisse erlebt hat.
Damit können die globalen Entwicklungen aus der personalisierten Perspektive mit einem starken Fokus auf alltagsgeschichtliche Ereignisse erarbeitet werden.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen