Konflikt zwischen Spartakusbund und Arbeiter- und Soldatenrat
Textquelle
Buer am 12.01.1919

Kurze Erläuterung

Die Novemberrevolution von 1918 hatte die politischen Verhältnisse in Deutschland grundlegend verändert. Aus dem Kaiserreich war eine Republik geworden. An Stelle des Kaisers war der SPD-Politiker Friedrich Ebert als Reichspräsident getreten. Viele Anhänger der linken USPD und des kommunistischen Spartakusbundes waren mit den Ergebnissen der Revolution und der Politik der SPD (Mehrheitssozialisten) unzufrieden und forderten weitergehende Veränderungen. Die Wirtschaft sollte radikal umgestaltet werden. So forderten viele Bergleute im Ruhrgebiet die Sozialisierung, also Enteignung und Verstaatlichung der Bergwerke. Diese Forderungen trugen auch Streikende in Buer vor. Der in diesem Brief des Oberbürgermeisters von Buer geschilderte Streik begann auf fiskalischen Zechen, also Bergwerken, die vom Staat selbst betrieben wurden. Bei den genannten Namen Bergmannsglück, Ewald, Bismarck, Nordstern und Hugo handelt es sich um Bergwerke.

Relevanz des Materials

Die Auseinandersetzungen, in denen sich der Arbeiter- und Soldatenrat, der während der Revolution gegründet worden war und hier vor allem aus Mitgliedern der SPD und der konservativ-katholischen Zentrumspartei bestand, mit dem Bürgermeister und den streikenden Bergleuten befand, zeigt deutlich die ständige politische Instabilität in der unmittelbaren Nachkriegszeit auf. Die Arbeiter- und Soldatenräte waren keineswegs gefestigte Verwaltungen und konnten unter ausreichend Druck durchaus entmachtet und ersetzt werden. Dabei ist die Zahl der Arbeiter, die sich in diesem Falle hinter den aufständischen Spartakusbund stellten, durchaus bemerkenswert. Im Brief ist die Rede von 15.000 Streikenden, welche die Arbeit niederlegten, um den Forderungen nach grundlegenden Reformen des Wirtschaftssystems Nachdruck zu verleihen.

Daniel Sobanski

Lernort 

Das Landesarchiv NRW verwahrt an seinen drei Standorten Duisburg, Detmold und Münster historische Dokumente aus der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW entstand im Jahre 1829 als „Königliches Provinzialarchiv“ in Münster. Hier wurden Archivalien der aufgelösten alten Territorien und der säkularisierten Klöster der preußischen Provinz Westfalen zusammengeführt. Diese waren zuvor an verschiedenen Stellen des Landes in „Archivdepots“ gesammelt worden, um sie vor Zerstreuung und Verlust zu retten. Nach der Entstehung des Landesarchiv NRW 2004 wurde das Staatsarchiv Münster 2008 zur Abteilung Westfalen.
Hier werden nun Archivalien aus 12 Jahrhunderten verwahrt: rund 100.000 Urkunden, 36 Kilometer Akten, 80.000 Karten und Pläne, 3.400 Aufschwörungstafeln, 2.000 Handschriften, 4.500 Plakate, 2.000 Bilder und Fotos, sowie Elektronisches Archivgut. Eine Nutzung ist sowohl im Lesesaal als auch online möglich. Für Schüler:innen sowie Lehrer:innen steht ein Archivpädagoge als Ansprechpartner bereit.

Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen