Zerstörung eines jüdischen Friedhofes
Bildquelle
Borken ca. 1927

Kurze Erläuterung

Die Fotografie stammt aus dem Jahr 1927, das heißt aus der Weimarer Republik, und zeigt Gebäude und Orte, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten im darauf folgenden Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind. Die Fotografie wurde vermutlich auf der Wilbecke auf Höhe der Borkener Aa aufgenommen. Im Hintergrund ist die 1945 von Bomben getroffene und später wiederaufgebaute Remigius-Kirche zu sehen. Rechts im Bild steht der sogenannte „Kuhmturm“, einer der zahlreichen noch erhaltenen Wehrtürme der Stadt Borken. Im Vordergrund des Bildes sind einige Grabsteine zu sehen, die einen jüdischen Friedhof mitten in der Stadt bezeugen. Dieser ist in den 1890er Jahren auf der Westseite der Aa angelegt worden, nachdem der erste Friedhof (17. Jahrhundert) auf der östlichen Seite der Aa zu klein geworden war. In unmittelbarer Nähe des Turmes und des Friedhofes liegen verschiedene Wohnhäuser, was die ehemals dichte Bebauung und zentrale Lage des Friedhofs verdeutlicht.

Relevanz des Materials

Die Bildquelle belegt die Existenz eines jüdischen Friedhofs inmitten der westfälischen Stadt Borken an der Straßenkreuzung Wilbecke und Am Kuhm. Umringt von Wohnhäusern und den zwei Wahrzeichen Borkens – dem Wehrturm und der Stadtkirche – wird ersichtlich, dass auch in Westfalen jüdisches Leben weit verbreitet und in den Stadtzentren verwurzelt gewesen ist. Der im vorderen Bereich anhand der Grabsteine zu erkennende Friedhof fällt in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 der nationalsozialistischen Zerstörung zum Opfer. Damit steht er für die von den Nationalsozialisten ausgeübte Gewalt gegen jüdische Kultur und Menschen. Die jüdische Gemeinde wird nach den Pogromen gezwungen, das Gelände zu verkaufen. Im weiteren Kriegsverlauf wird der Friedhof durch Bomben zerstört. Heute ist der Friedhof nicht mehr frei zugänglich, allerdings ist im Jahr 1992 an der Friedhofsmauer eine Erinnerungstafel für die Opfer des Holocausts angebracht worden. Anhand der Fotografie lässt sich die Verwurzelung jüdischen Lebens in Westfalen herausarbeiten und es kann sich mit den Folgen der Reichspogromnacht auseinandergesetzt werden.

Oliver Kottmann / Christina Lefarth

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