Kurze Erläuterung
Der erste Weltkrieg wird oftmals als der erste „moderne“ bzw. industrialisierte Massenkrieg bezeichnet. Diese Bezeichnung ist der technologischen Entwicklung geschuldet, die ihm vorausgingen. So konnten beispielsweise durch die Nutzung von Telegrafie nun wesentlich schneller Informationen von einem Frontabschnitt zum anderen überbracht und mithilfe der Eisenbahn und anderen motorisierten Fahrzeugen Truppen schneller bewegt werden. Aus diesem Grunde wurde auch die Spionage immer wichtiger, um dem Gegner einen Schritt voraus zu sein. So konnten etwa Telegrafen abgehört werden, um die Kommunikation des Gegners in Echtzeit mitzuverfolgen.
Abseits der Front waren aber auch klassische Spion:innen im Einsatz, die auf direktem Wege, etwa durch persönliche Beziehungen, Beschattungen oder Abhöraktionen, an Informationen kommen sollten. Dabei wurden oft auch Frauen wichtige Rollen zuteil.
Relevanz des Materials
Das vorliegende Telegramm bezeugt, dass sich die Polizei des Deutschen Reiches schon seit den ersten Tagen des Krieges in Spionagealarmbereitschaft befand. Dieser Schluss kann aufgrund der Datierung auf den 5. August 1914 gezogen werden, war doch erst am 1. August Russland sowie am 3. August Frankreich der Krieg erklärt worden. Dass in der Mitteilung von Französinnen die Rede ist, die mit Kriegsanleihen ausgerechnet nach Russland unterwegs sein sollen, bietet Anlass zur Diskussion über die Glaubwürdigkeit des Verdachts und somit über einen Generalverdacht, denn der Feind könnte überall sein. In diesem Zusammenhang kann auch der überschwängliche Nationalismus der Zeit thematisiert werden. Anhand einer weiteren Mitteilung über einen Spionageverdacht kann zudem ergänzt werden, dass sich derartige Verdachtsfälle insbesondere im späteren Verlauf des Krieges nicht nur auf ausländische Personen beschränkte.
Mario Polzin
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