Mahnmal für gefallene Mitglieder der jüdischen Gemeinde
Bildquelle
Recklinghausen 1921

Kurze Erläuterung

Juden waren häufig besonders motiviert, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Lange ausgegrenzt und antisemitischen Vorurteilen ausgesetzt, sahen sie im Krieg die Möglichkeit, sich als Deutsche zu beweisen. Auch die Erinnerungskultur der jüdischen Gemeinde nach dem Krieg folgte diesem Gedanken. Am 13. November 1921, lange bevor die Stadt Recklinghausen ein zentrales Denkmal für die gefallenen Bürger der Stadt errichtete, baute die jüdische Gemeinde auf dem Friedhof am Nordcharweg ein Mahnmal für die Gemeindemitglieder, die im Krieg getötet worden waren.

Relevanz des Materials

Das hier zu sehende Mahnmal ist ein Zeugnis des Selbstverständnisses der jüdischen Gemeinde sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg. Sie betrachtete sich, entgegen der immer lauter werdenden antisemitischen Propaganda, als Teil des deutschen Volkes. Gleich ihrer christlichen Mitbürger zogen sie in den Krieg und ließen dort mitunter ebenso ihr Leben „fürs Vaterland“, wie es in der Inschrift des Mahnmals lautet. Das Mahnmal ist also nicht allein der Erinnerung an die Verstorbenen gewidmet, sondern durch die Bezeichnung „Vaterland“ zugleich auch ein Ausdruck des auch nach dem Kriege unberührten Zugehörigkeitsgefühls.  Sowohl im Kaiserreich wie auch in der Republik verstehen sich die Juden Recklinghausens als Deutsche.

Daniel Sobanski / Mario Polzin

Lernort 

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