Kurze Erläuterung
Gegen die Missionare, Kaufleute und Ingenieure aus dem Westen, die seit den „Ungleichen Verträgen“ in China Einfluss ausübten, regte sich in der chinesischen Bevölkerung Widerstand. Die wegen ihrer traditionellen Kampfkunst „Boxer“ genannten Mitglieder des „Verbandes für Gerechtigkeit und Harmonie“ gingen gewaltsam gegen ausländische Einrichtungen vor, unter anderem in der von Deutschland kontrollierten Provinz Shandong. Im Jahr 1900 griffen die Boxer – jetzt mit Unterstützung der chinesischen Armee – das ausländische Niederlassungen in Peking an. Nachdem das Botschaftsviertel 55 Tage belagert wurde, schlug eine Koalition aus europäischen Mächten sowie Japan, Russland und den USA, die sog. Vereinigten Acht Staaten, die chinesischen Truppen zurück.
Deutschland schickte ein Expeditionskorps nach Peking, das Kaiser Wilhelm II. in seiner „Hunnenrede“ offen zu brutaler Gewalt gegen Chinesen aufforderte. Die Truppen unter General Alfred Graf Waldersee gingen gemeinsam mit den übrigen imperialistischen Staaten gegen verbliebene Boxer und chinesische Einheiten vor. 1901 unterzeichnete China einen Friedensvertrag, der hohe Entschädigungen an die Siegermächte vorsah.
Relevanz des Materials
Dr. Albert Esselbrügge war Militärarzt. Er meldete sich 1900 freiwillig zum Dienst im Deutschen Expeditionskorps. Die Auszüge aus dem Tagebuch beschreiben seine Eindrücke vom Anfang des Jahres 1901. In dieser Zeit war der eigentliche Aufstand bereits niedergeschlagen. Die Truppe der Vereinigten Acht Staaten unter deutscher Führung bekämpfte nur noch vereinzelte Widerstandsnester. Offene Kampfhandlungen hat Esselbrügge in dieser Zeit nicht miterlebt. Er schildert aber – aus zweiter Hand – den Umgang von ausländischen Truppen mit der chinesischen Bevölkerung und Kriegsverbrechen gegen Zivilisten.
Daniel Sobanski
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