Kurze Erläuterung
Im Ersten Weltkrieg wurden auch Jugendliche an die Erfüllung ihrer „patriotischen Pflicht“ erinnert. „Jugend“ avancierte nicht nur zum Inbegriff von Dynamik, Vitalität und Heldenmut, sondern stand auch im Fokus politischen und militärischen Interesses. Während eine große Zahl männlicher Jugendlicher freiwillig in den Ersten Weltkrieg zog, engagierten sich junge Frauen in sozial-karitativen Vereinen oder betätigten sich in der Rüstungsindustrie – auch in der Montanregion Siegerland. Unter dem Begriff der „Heimatfront“ sollte die in Deutschland lebende Bevölkerung zu einer ideellen, aber auch materiellen Unterstützung des Krieges angetrieben werden.
Relevanz des Materials
Am Beispiel dieser Fotografie lässt sich die Instrumentalisierung der Jugendlichen als Teil der durch die Propaganda beschworenen „Heimatfront“ herausarbeiten. Insbesondere Frauen wurde, auch aus Gründen des Mangels an Arbeitskräften, eine neue Rolle in einer bisher patriarchalisch geprägten Gesellschaft zuteil, an die auch neue Erwartungen geknüpft waren. Diese neue Rolle als Arbeiterin, auf der große finanzielle Verantwortung lag, war auch wegweisend für das Frauenbild in der Weimarer Republik, wo Frauen eine deutlich gestärkte Position hatten und sich auch durch die aus dem Krieg zurückkehrenden Männer nicht mehr so leicht zurückdrängen ließen. Im Nationalsozialismus wurde dann wieder ein stärker konservatives Frauenbild propagiert und Frauen zunächst wieder aus dem Arbeitsleben verdrängt, bis sie im Laufe des Zweiten Weltkriegs wieder stärker in die Kriegswirtschaft eingebunden wurden. Diese Fotografie steht somit sinnbildlich für Veränderungen in Bezug auf die Rolle von Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft, die beschleunigt worden sind durch die Umstände und Erfordernisse einer im Kriegszustand befindlichen Gesellschaft.
Christian Brachthäuser / Theresa Hiller
Das Stadtarchiv Siegen verwahrt historisch bedeutsame Dokumente seit dem 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Das Stadtarchiv übernimmt Unterlagen mit bleibendem Wert aus der Stadtverwaltung zur dauerhaften Aufbewahrung, Erhaltung, Erschließung und Einsichtnahme für die Öffentlichkeit. Ergänzend nimmt das Stadtarchiv Unterlagen privater Herkunft entgegen und legt thematische Sammlungen an. Es dokumentiert historisch, politisch und gesellschaftlich bedeutsame Ereignisse und Entwicklungen für die Stadt Siegen und trägt zur Rechtssicherheit in öffentlichen und privaten Belangen bei.
Als zentrale Dokumentationseinrichtung ist das Stadtarchiv Ansprechpartner bei allen Fragen zur Siegener Geschichte. Als stadthistorisches Kompetenzzentrum unterstützt es die Geschichtsforschung. Über Kooperationen mit der Universität Siegen und örtlichen Schulen werden Forschung und Lehre unterstützt.