Kurze Erläuterung

Jede kommunale Behörde muss Verwaltungsberichte verfassen: In der Regel geschieht dies jährlich. Damit legt die Stadtverwaltung Rechenschaft über die geleistete Arbeit ab. Diese Verwaltungsberichte geben einen Überblick über die verschiedenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Felder des Ortes – häufig tauchen tabellarische Übersichten in den Berichten auf. Die Tabelle „Teuerungszahlen in Herne“ zeigt die monatliche Preisentwicklung von März 1921 bis Dezember 1926. Die Zahlen der Ausgaben wurden errechnet „nach der Methode des Reiches für eine fünfköpfige Familie (Mann, Frau, drei Kinder im Alter von 12, 7 und 1½ Jahren“ . Es lässt sich ablesen, dass das Geld schon vor dem Krisenjahr 1923 kontinuierlich an Wert verloren hatte: Während die Inflationsrate zu Beginn noch moderat war, stieg sie jedoch schon 1922 immer schneller an. Herne wurde als Stadt im Ruhrgebiet im Jahr 1923 auch von den Franzosen besetzt und die Finanzierung des passiven Widerstandes der Deutschen verschlang Unsummen und trieb die Inflation immer stärker voran. Mit der Einführung der Rentenmark konnte die Hyperinflation beendet werden.

Relevanz des Materials

Die große Inflation von 1923 ist eine Spätfolge des Ersten Weltkriegs, denn Krieg ist teuer. Das Deutsche Reich betrieb eine Vorfinanzierung durch Schulden. Im Versailler Friedensvertrag wurden enorme Schadensersatzforderungen gestellt. Die einzige Lösungsmöglichkeit für die wirtschaftlich am Boden liegende Republik wurde darin gesehen, mehr Geld in Umlauf zu bringen. So geriet Deutschland 1923 in den Strudel einer galoppierenden Geldentwertung. Die Inflation steigerte sich so rasant, dass diejenigen, die ihren Lohn nicht sofort ausgaben, sich wenig später nichts mehr davon kaufen konnten. Mit der Einführung der sogenannten Rentenmark im November 1923 und der Reichsmark 1924 konnte die Hyperinflation beendet werden. Insbesondere in den Industriestädten des Ruhrgebiets führte die Inflation zu noch größeren wirtschaftlichen und sozialen Nöten als auf dem Land.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das Stadtarchiv hat die Aufgabe, Dokumente zur Geschichte der Stadt Herne und ihrer Region zu sichern, zu übernehmen, zu verwahren, zu erschließen, zu erforschen, zu veröffentlichen oder sonst nutzbar zu machen und zur Wahrung der Rechte der Stadt Herne beizutragen. Dabei bewahrt es das schriftliche Kulturerbe in seinem Zuständigkeitsbereich. Es sichert Rechts- und Kulturgüter von hohem Wert und dient den Bedürfnissen der Gesellschaft nach historischer Information, Transparenz des Verwaltungshandelns und Rechtssicherheit. Als ergänzende Dokumentationen übernimmt das Stadtarchiv zu den amtlichen Beständen auch Archivalien privater Herkunft und sammelt andere für die Regionalgeschichte wesentliche Dokumente.
Im Rahmen der historischen Bildungsarbeit bietet das Stadtarchiv für alle Altersgruppen Möglichkeiten zum Erleben und Lernen der lokalen Geschichte an. Besonderer Wert wird auf archivpädagogische Veranstaltungen und Projekte mit Herner Schulen aller Jahrgangsstufen gelegt. Mehr als 1100 Jahre Stadtgeschichte laden zum Forschen und Stöbern ein. Das Stadtarchiv Herne ist Mitglied der Initiative Bildungspartner NRW – Archiv und Schule.

Stadtarchiv Herne