Einladung zum „Kiautschou“-Maskenfest
Textquelle
Bielefeld 1898

Kurze Erläuterung

Preußen und das Deutsche Reich sahen in China einen wichtigen Absatzmarkt und viele Möglichkeiten für Investitionen von deutschem Kapital. Nachdem China zwei Kriege gegen Großbritannien verloren hatte (Opiumkriege 1839–1842 und 1856–1860), wurde das Reich der Mitte in sogenannten „Ungleichen Verträgen“ gezwungen, das Land für Kaufleute und Missionare unter dem Schutz westlicher Soldaten zu öffnen. Um Handelsvorteile zu sichern, planten deutsche Politiker schon seit den 1860er Jahren, einen Stützpunkt in China aufzubauen. Seit den 1890er Jahren forderte auch die Marine eine Basis in Ostasien, auf der deutsche Schiffe auf dem Weg zwischen den Kolonien in Afrika und der Südsee Kohle bunkern sollten. Als 1897 zwei deutsche Missionare ermordet wurden, nutzte das Deutsche Reich dies als Vorwand, um die Kiautschou-Bucht mit der Hafenstadt Qingdao zu besetzen. China verpachtete das Gebiet schließlich für 99 Jahre an das Deutsche Reich. Allerdings eroberten schon in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs japanische Truppen den deutschen Stützpunkt.

Relevanz des Materials

Die bürgerliche „Gesellschaft Ressource“ in Bielefeld nahm die Eroberung des Marinestützpunkts Qingdao zum Anlass, am Faschingsdienstag 1898 eine Mottoparty zu veranstalten. Dabei ging es den Veranstaltern nur um „Exotismus“ – das Fremde hatte einen gewissen Reiz und ermöglichte die Projektion eigener Wünsche und Vorstellungen. Anhand der Einladung zum „Kiautschou“-Maskenfest lässt sich herausarbeiten, dass die Verantwortlichen sich nicht mit der chinesischen Kultur beschäftigten oder diese respektierten: So ist die Kleidung der abgebildeten Personen beispielsweise nicht chinesisch, sondern höchstens klischeehaft japanisch.

Daniel Sobanski

Lernort 

Stadtarchiv und landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld sind ein städtisches Amt, das alle Bereiche schriftlicher, historischer Überlieferung vereint. Neben der kommunalen Überlieferung, die bis in die frühe Neuzeit zurückreicht, werden Unterlagen und Bücher des Historischen Vereins Ravensberg und anderer regionalhistorischer Akteure bewahrt und zugänglich gemacht. Veranstaltungs- und Tagungsräume bieten Platz für ein umfassendes Programm zur Stadt- und Regionalgeschichte, das vom Vortrag über den Schülerworkshop bis zum Filmabend reicht.

Stadtarchiv und landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld