Bezugsschein für Brennholz
Sachquelle
Coesfeld 1918/19

Kurze Erläuterung

Der Bezugschein für Brennholz aus den Jahren 1918/19 ist ein Symbol für die Zwangs- und Mangelwirtschaft, die im Laufe des Ersten Weltkrieges einsetzte und darüber hinaus fortgeführt werden musste.
Die Rückkehr der Soldaten machte den deutlichen Wohnungsmangel bemerkbar; darüber hinaus zwang die prekäre Versorgungslage der Städte, die staatliche Zwangsbewirtschaftung der Landwirtschaft und die Rationierung der Grundnahrungsmittel beizubehalten. Während diese Maßnahmen bei den Bauern Unmut und Widerstand provozierten und so manche dazu veranlassten, einen wachsenden Teil ihrer Erzeugnisse an den Kontrollen vorbei auf dem profitablen Schwarzmarkt abzusetzen, wuchs zugleich die Empörung der unterversorgten Städter über den verbreiteten bäuerlichen Egoismus.
Die Kohlemengen, die die Coesfelder Brennstoffhändler zum Weiterverkauf an die Bevölkerung erhielten, waren zeitweise völlig unzureichend, so dass die Stadtverwaltung die vor Ort verfügbaren Mengen durch zusätzliche Liefer- und Transportvereinbarungen mit dem Eisenwerk und mit den ortsansässigen Fuhrwerksbesitzern zu erhöhen suchte.
Die Stromversorgung wurde erst ab 1920 flächendeckend im Stadtgebiet und in den Coesfelder Bauerschaften aufgebaut.

Relevanz des Materials

Die Versorgung der Bevölkerung des Deutschen Kaiserreiches wurde im Laufe des Ersten Weltkrieges (1914-1918) immer schwieriger. Die britische Seeblockade verhinderte Importe und die Landwirtschaft litt unter dem Mangel an Arbeitskräften und Pferden. So musste die Regierung Höchstpreise für Lebensmittel und Rationierungen einführen.
Auch die Versorgung mit Energie zum Heizen und Kochen war schwierig, da die Preise auch für Kohle und Brennholz stiegen und zum Teil nicht in der benötigten Menge gefördert und bereitgestellt werden konnte.
Die miserable Versorgung mit Lebensmitteln erreichte 1916/17 im sog. „Kohlrübenwinter” einen dramatischen Höhepunkt. Während des Ersten Weltkriegs starben in Deutschland rund 750.000 Menschen an Unterernährung und an deren Folgen.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das Stadtarchiv Coesfeld ist ein zentraler Erinnerungsort in Coesfeld. Es organisiert Gedenkfeiern und Vorträge, Unterrichtsmaterialien und Bildungsveranstaltungen. Aber vor allem: Es sichert das schriftliche Erbe der Stadt – dauerhaft und für jede und jeden zugänglich. Damit versucht es der Identität Coesfelds eine Heimat zu bieten – vom 12. Jahrhundert bis heute. Die Ratsprotokolle von 1923-1945 sind digitalisiert und online abrufbar. Außerdem gibt es einige Unterrichtsmaterialien zum Download.

Stadtarchiv Coesfeld