Kurze Erläuterung

Im Herbst 1923 herrschte in Deutschland eine Hyperinflation – Geldnot war allgegenwärtig. Aus diesem Grund bat die Sparkasse Coesfeld die Landesbank in Münster, selbst Geld drucken zu dürfen, da zum Monatsende die Löhne und Gehälter der Arbeiter:innen und Angestellten ausgezahlt werden müssten und einfach zu wenig zur Verfügung stehen würde. Wenn der Lehrling mit dem Zug nach Münster führe, um Geldnachschub zu holen, und wieder in Coesfeld ankäme, wäre dieses schon nichts mehr wert. So bedruckte die Sparkasse Coesfeld und auch der Barmer Bank-Verein in Eigeninitiative Schecks als Notgeld mit Nennwerten von 500.000 Mark bis 200 Milliarden Mark.
Einem Schreiben des Coesfelder Bürgermeisters Lübbesmeyer vom 3. Dezember 1923 an den Regierungs-Präsidenten in Münster zufolge wurden vom Barmer Bank-Verein und der Sparkasse Schecks im Gesamtwert von 135,5 Billionen Mark ausgegeben. Erst am 15. November 1923 endete dieser Spuk durch die Einführung einer neuen Währung, der Rentenmark.

Relevanz des Materials

Diese Behelfsgelder aus dem Jahr 1923 waren nicht mehr künstlerisch gestaltete Sammelscheine wie das Notgeld von 1918 bis 1921 – sie waren schmucklos, ja nicht selten ein schlichter Zettel in Maschinenschrift mit Stempel und Unterschriften. Wie schnell die Inflation den Druck neuen Geldes erforderlich machte, erkennt man auch an den Zahlenkolonnen am rechten Rand des Scheines. Allem Notgeld wurde im November 1923 durch die Schaffung der Rentenmark ein Ende bereitet, wobei 1 Billion Papiermark einer Rentenmark gleichgesetzt und so wieder eine feste deutsche Währung angebahnt wurde. Die Zahlenreihe beginnt bei 100.000 und endet bei 500 Millionen Mark. Anfang November 1923 musste man aber schon in Milliarden Mark rechnen. Noch heute wird auf Dachböden oder in Kellern immer wieder paketeweise Inflationsgeld gemischt mit Notgeldscheinen entdeckt.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das Stadtarchiv Coesfeld ist ein zentraler Erinnerungsort in Coesfeld. Es organisiert Gedenkfeiern und Vorträge, Unterrichtsmaterialien und Bildungsveranstaltungen. Aber vor allem: Es sichert das schriftliche Erbe der Stadt – dauerhaft und für jede und jeden zugänglich. Damit versucht es der Identität Coesfelds eine Heimat zu bieten – vom 12. Jahrhundert bis heute. Die Ratsprotokolle von 1923-1945 sind digitalisiert und online abrufbar. Außerdem gibt es einige Unterrichtsmaterialien zum Download.

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