Kurze Erläuterung

Die Industrialisierung des heutigen Ruhrgebiets begann mit dem Abbau der Steinkohle an der Ruhr. Im 18. Jahrhundert gab es bereits zahlreiche Stollenzechen im Ruhrtal. Seit den 1830er Jahren wanderte der Bergbau mit den ersten Tiefbauzechen langsam nach Norden. In den 1840er Jahren setzte ein wahrer „Kohlenrausch“ in der Region zwischen Ruhr und Emscher ein. Ebenso wuchs die Anzahl der im Bergbau eingesetzten Arbeiter. Das Lohnbuch des Bergmanns Pollkläßner der Zeche Massen bei Unna ist ein kleines, fadengebundenes Heft mit blauem Pappeinband und 24 vorgedruckten Seiten. Die Einträge reichen von Oktober 1872 bis April 1873, die erste und letzte Seite sind nur noch fragmentarisch vorhanden. Das Lohnbuch steckte hinter dem Türpfosten der Gastwirtschaft Fork (seit 1870) am Obermassener Kirchweg 30 und wurde beim Abriss des Hauses entdeckt.

Relevanz des Materials

Das Lohnbuch bietet einen interessanten Einblick in die Lohngestaltung der Zeit, da es nicht nur die bloßen Lohnzahlungen enthält, sondern auch die darauf entfallenen Abzüge, wie etwa Zahlungen an die Knappschaft sowie Straf- oder Vorauszahlungen. Insbesondere die letzteren weisen darauf hin, dass ein großer Teil des Lohns bereits im Voraus ausgezahlt worden ist, wie sich am Februar 1873 erkennen lässt, was womöglich auf schwierige Lebensumstände des Arbeiters schließen lässt. Bei der Betrachtung der Lohnhöhe unter Einbeziehung der Inflationsrate seit 1873 müssen natürlich auch die zeitgenössischen Lebenserhaltungskosten bedacht werden. Das Lohnbuch zeigt jedoch nicht nur einen Ist-Zustand, sondern wirft auch etwas Licht auf die Lohnentwicklungen des späten 19. Jahrhunderts, für welche insbesondere die Knappschaften eine gewichtige Rolle spielen, da sie für den Kampf um faire Löhne im Bergbau eintreten. Als Kontrast dazu bietet sich eine Quelle aus Unternehmerperspektive an, um einen übergreifenden Vergleich herstellen zu können.

Franziska Hackenes / Mario Polzin

Lernort 

Das Hellweg Museum Unna ist ein stadt- und regionalgeschichtliches Museum in Trägerschaft der Stadt Unna. Untergebracht in der denkmalgeschützten Burg an der Stadtmauer, hat sich das Hellweg Museum nicht nur durch den Goldschatz von Unna auch überregional einen hervorragenden Ruf erworben. Zahlreiche Objekte geben Einblicke in die Geschichte Unnas. Im Mittelpunkt der Arbeit des Museums stehen die Kernaufgaben: Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln. Einen wichtigen Schwerpunkt der Arbeit des Museums stellt auch die pädagogische Vermittlung von Stadtgeschichte dar.

Hellweg-Museum Unna