Eisenbahnwaggon-Siedlung
Bildquelle
Minden 1929

Kurze Erläuterung

Schon infolge der Industrialisierung und der sie begleitenden, rapiden Urbanisierung sahen sich große Teile der Bevölkerung prekären Wohnsituationen ausgesetzt. Oftmals waren die Wohnungen beengt, dunkel, feucht und baufällig. Als nun 1929 die Weltwirtschaftskrise über die Republik hereinbrach und die Arbeitslosenzahlen innerhalb eines Jahres von etwa 1,5 auf über 3 Millionen Menschen verdoppelte, waren für viele Menschen selbst diese Unterkünfte nicht mehr erschwinglich.
Um sich der Not bestmöglich entgegenzustellen, funktionierte die Stadt Minden daher im Jahre 1929 einige ausrangierte Eisenbahnwaggons zu Unterkünften um, sodass in dieser Not-Wohnsiedlung zumindest 14 Familien temporär ein behelfsmäßiges Obdach finden konnten.

Relevanz des Materials
Die Eisenbahnwaggonsiedlung bezeugt eindeutig, wie schwierig sich die Wohnungssituation am Ende der 1920er Jahre gestaltete. Viele Menschen verloren durch die wirtschaftlichen Entwicklungen ihre komplette Existenzgrundlage und fanden sich auf der Straße wieder. Nur vergleichsweise wenigen Menschen war das Glück beschienen, in solchen Notunterkünften wie den kalten, improvisierten Eisenbahnwaggonwohnungen in Minden Obdach zu finden.
Die allgemeine Wohnsituation ist jedoch immer auch als Spiegel der Lebensumstände zu betrachten, sodass von den Notunterkünften auch auf die widrigen Lebensumstände der verarmten Bevölkerungsschicht geschlossen werden kann. Die Weltwirtschaftskrise brachte eine neue Welle der Massenverelendung mit sich, sodass viele Menschen sich dem täglichen Überlebenskampf stellen mussten: Hunger, Kälte und Verzweiflung ließen auch die Kriminalitätsraten in die Höhe steigen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass man sich in der Bevölkerung nach neuer Sicherheit sehnte.

Mario Polzin

Lernort 

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