Aufmarsch einer FAD-Kolonne
Bildquelle
Coesfeld 1934

Kurze Erläuterung

Der unbekannte Fotograf nahm im Jahr 1934 eine sogenannte FAD-Kolonne (Freiweilliger Arbeitsdienst) auf ihrer Parade durch Coesfelder Straßen, hier die Bahnhofsstraße, auf. Der FAD war am 5. Juni 1931 durch die „Zweite Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ eingerichtet worden. Die Nationalsozialisten setzten auf diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und wandelten den FAD bis 1935 sukzessive in den obligatorischen Reichsarbeitsdienst (RAD) um. In vielen Orten entstanden eigene FAD/RAD-Lager, Baracken mit Appellplatz. Bemerkenswert ist, dass die Menschen am Straßenrand eher beiläufig der Parade beiwohnten, die Häuser waren auch nicht mit Hakenkreuzfahnen geschmückt.  Neben der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung von Jugendlichen, erfolgten auch konkrete Arbeiten, die zur Verbesserung der Infrastruktur beitrugen. In Coesfeld wurde der FAD für Kanalisations-, Entwässerungs- und Kultivierungsarbeiten herangezogen, in anderen Orten auch zum Reichsautobahnbau.

Relevanz des Materials

Die Nützlichkeit des FAD bzw. später RAD gingen für die Nationalsozialisten weit über den wirtschaftspolitischen Nutzen hinaus. Nicht nur konnten Bauprojekte mit dessen Hilfe schneller und günstiger realisiert werden und Arbeitsplatzmangel bekämpft werden. Gerade in den Anfangsjahren dienten die Programme auch zur vormilitärischen Ausbildung der Jugend. Wie auf dem Foto erkennbar ist, trugen die Arbeitsdienstmänner Uniform und hatten ihren Spaten wie ein Gewehr geschultert. Auch die Baracken mit ihren Appellplätzen folgten klar militärischem Vorbild und Drill. Er ist also ein Paradebeispiel für die Militarisierung der Gesellschaft. Darüber hinaus bestand aber auch ein nicht zu unterschätzender propagandistischer Effekt, denn der RAD zeigte nicht nur den Menschen auf schnellem und konkretem Wege, wie praktischer Dienst an der „Volksgemeinschaft“ aussehen konnte, sondern vermittelte auch den Arbeitsdienstmännern selbst, dass es sich um „Ehrentaten“ handelte, die sie in der klassenlosen Gemeinschaft des RAD vollbrachten.

Dr. Hendrik Martin Lange

Lernort 

Das Stadtarchiv Coesfeld ist ein zentraler Erinnerungsort in Coesfeld. Es organisiert Gedenkfeiern und Vorträge, Unterrichtsmaterialien und Bildungsveranstaltungen. Aber vor allem: Es sichert das schriftliche Erbe der Stadt – dauerhaft und für jede und jeden zugänglich. Damit versucht es der Identität Coesfelds eine Heimat zu bieten – vom 12. Jahrhundert bis heute. Die Ratsprotokolle von 1923-1945 sind digitalisiert und online abrufbar. Außerdem gibt es einige Unterrichtsmaterialien zum Download.

Stadtarchiv Coesfeld