Kurze Erläuterung
Am 16. Dezember 1929 veröffentlichte der Provinzial-Ausschuss der Provinz Westfalen das endgültige Ergebnis der Provinzial-Landtagswahl vom 17. November 1929. Das großformatige Plakat mit der Überschrift „Bekanntmachung!“ listet die Mandatsverteilung und die Ergebnisse der drei Regierungsbezirke Arnsberg, Minden und Münster auf. Insgesamt errangen zehn Parteien mindestens einen Sitz.
Auffällig ist die Bezeichnung der NSDAP als „Hitlerbewegung“, eine für diese Zeit übliche Beschreibung. Ebenso wird die „Reichspartei des Deutschen Mittelstandes“ unter ihrem gängigen Namen „Wirtschaftspartei“ geführt. Für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands findet sich als einzige die Abkürzung „S.P.D.“ in Klammern.
Das Plakat enthält zudem eine Liste der gewählten Abgeordneten mit Angaben zur Partei, Wohnort und Beruf, was der Transparenz und Bürgernähe diente.
Relevanz des Materials
Das Plakat veranschaulicht die politische Vielfalt der Weimarer Republik und macht deutlich, wie regional unterschiedliche Faktoren, die konfessionelle Prägung und soziale Zusammensetzung, Wahlergebnisse beeinflussen. Die Bezeichnung der NSDAP als „Hitlerbewegung“ und die Nennung beruflicher Hintergründe der Abgeordneten ermöglichen eine kritische Reflexion zeitgenössischer Wahrnehmungsmuster und politischer Kommunikation. Zudem lässt sich anhand des Plakats die Demokratiebildung zu thematisieren. Die amtlichen Endergebnisse wurden vielerorts ausgehangen und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Diese Übersicht bietet einen guten Überblick über die Wahlergebnisse in den einzelnen Regionen Westfalens. Die drei Regierungsbezirke der Provinz Westfalens (Arnsberg, Minden und Münster) weisen deutliche Unterschiede zueinander auf. Der Regierungsbezirk Arnsberg hatte zudem eine viel größere Bevölkerung als die beiden anderen Bezirke und entsandte daher viel mehr Abgeordnete. Das Zentrum ist in der ganzen Provinz die stärkste Kraft, gefolgt von der SPD. Die NSDAP ist noch eine Splitterpartei, während die KPD zu diesem Zeitpunkt noch viel stärker unterstützt wurde und den dritten Platz erreicht.
Dr. Hendrik Martin Lange
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