Rucksack eines Kindes auf der Flucht aus dem Sudetenland
Sachquelle
Borken 1946

Kurze Erläuterung

Das Sudetenland beschreibt eine Grenzregion im heutigen Tschechien an der Grenze zwischen Tschechien, Österreich und Deutschland. Dort lebten zu großen Teilen deutschsprachige Menschen. Mit der Auflösung der Habsburgermonarchie nach dem Ersten Weltkrieg wurde ich Region sowohl von Österreich als auch von der damaligen Tschechoslowakei beansprucht und 1919 schließlich völkerrechtlich der Tschechoslowakei zugesprochen. Die Spannungen zwischen der deutschsprachigen Bevölkerung und der tschechoslowakischen Mehrheit blieben jedoch bestehen und verschärften sich in den 1930er Jahren. Hitler hatte sich außerdem mit Ausbruch des Krieges zum Ziel gesetzt, das ganze Land an das Deutsche Reich anzuschließen und die dort lebende deutschsprachige Bevölkerung „heim ins Reich“ zu holen und annektierte das Gebiet unmittelbar nach der Eroberung. Nach dem Kriegsende wurde die Region jedoch wieder ein Teil Tschechiens und die dort lebenden sog. „Sudetendeutschen“ flohen oder wurden systematisch vertrieben, u.a., weil ihnen vorgeworfen wurde, die Nationalsozialisten unterstützt zu haben. In der BRD kamen die Menschen häufig ohne ihr Hab und Gut an und mussten trotz der vor Ort herrschenden Mangelversorgung mitversorgt und verpflegt werden.

Relevanz des Materials

Der Rucksack wird einem Kind zugeschrieben. Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein normaler „alter“ Rucksack. Er wurde 1946 auf der Flucht aus Reichenberg im damaligen Sudetenland genutzt. Seine Vergangenheit als Fluchtgegenstand zeigt, dass die Menschen auf der Flucht mit zum Teil sehr wenig Gegenständen fliehen mussten. Er enthielt Kleidung, eine Puppe sowie einige Gläser Marmelade, die die Familie des Kindes vermutlich aus der alten Heimat noch retten wollte.

Theresa Hiller

Lernort 

Das kult in Vreden zeigt volkskundliche und kunsthistorische Exponate aus dem Alltag der Menschen im Raum Borken. Die Dauerausstellung hat das Thema „Grenze“ als Leitthema, das als roter Faden durch Themenfelder von Handel, Alltag, Glaube und Religion und auch regionaler Identität führt. Durch die Ausstellung führen Broschüren, ein Audioguide, Medienstationen sowie einige Hands-On-Elemente.

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