Bochumer Gussstahlglocken auf der Pariser Weltausstellung
Textquelle
Bochum 1855

Kurze Erläuterung

In seiner 1843 gegründeten Fabrik entwickelte der Bochumer Unternehmer Jacob Mayer eine neue Technik zur Gussstahlfabrikation, deren Ergebnisse er in Form von Gussstahlglocken auf der Pariser Weltausstellung 1855 präsentierte. Da die Anwendung von Stahlgussverfahren bis zu diesem Zeitpunkt für komplexere Arbeiten noch nicht für möglich gehalten worden ist, äußerte der Essener Industrielle Alfred Krupp öffentlich Zweifel an der Echtheit bzw. am Material der ausgestellten Glocken. Diese hielten jedoch einer eingehenden Prüfung stand und bewiesen den Erfolg der neuen Technik aus Bochum, welche daraufhin mit der großen Ehrenmedaille der Ausstellung prämiert wurde.

Relevanz des Materials

Die industriellen Möglichkeiten in den neuen Fabriken boten die Grundlage für die Erfindung neuer Produktionsverfahren. Waren kompliziertere Stahlgussprodukte selbst von Industriegrößen wie Alfred Krupp zuvor nicht für möglich gehalten worden, so bewies Meyer mit seinen Arbeitern doch das Gegenteil. Nicht zuletzt die Verleihung der Ehrenmedaille der Weltausstellung spricht für die große Bedeutung dieser neuen Technik, aber auch Meyer selbst erhielt zahlreiche Ehrungen, etwa durch Napoleon III. und Wilhelm I.. Mithilfe des Stahlformgusses konnten viele Teile, die zuvor in aufwändigeren Verfahren händisch bearbeitet werden mussten, nun wesentlich schneller hergestellt werden. Ein Beispiel dafür sind etwa Eisenbahnräder, wovon der Ausbau der Infrastruktur massiv profitieren konnte.
Der Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation, welcher aus der Fabrik hervorging und erst 1965 mit einer Kruppschen Gesellschaft fusionierte, stellte unter anderem auch zehntausende Kirchenglocken her. Die hier zu sehende Glocke, welche für die Weltausstellung 1867 gefertigt wurde und diese einläutete, wird noch heute auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus in Bochum präsentiert. Sie ist die zweitgrößte Glocke Deutschlands.

Mario Polzin

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