Zeitungsbericht über das Arbeiter-Turn- und Sportfest
Textquelle
Dortmund am 04.08.1930

Kurze Erläuterung

Schon zu Zeiten des Kaiserreiches kam innerhalb der erstarkenden Arbeiterbewegung eine kulturelle wie politische Identität auf, doch erst die Weimarer Republik mit ihren Parteien sollte sie als Arbeiterkulturbewegung zur Blüte treiben. Immer mehr gemeinschaftliche Freizeitaktivitäten und Interessensgemeinschaften organisierten sich in Arbeitervereinen, welche von Sportvereinen über Chöre und Theatergruppen bis hin zu Bildungsvereinen, Naturfreunden und Fotografenclubs reichten. Diese Bewegung wurde durch SPD und KPD aktiv gefördert, sodass sie oftmals einer der Parteien sehr nahestanden und entsprechende politische Ansichten vertraten. Besonders im industriellen, bevölkerungsreichen Ruhrgebiet konnte sich eine lebhafte Arbeiterkultur etablieren.

Relevanz des Materials

Ein Beispiel für die politische Dimension der Arbeitervereine findet sich nicht zuletzt in diesem Zeitungsbericht über das Arbeiter-Turn- und Sportfest 1930 in Dortmund. Drei Tage lang traten Arbeitervereine unterschiedlicher Sportarten gegeneinander an, darüber hinaus fanden politische Demonstrationen, Diskussionen und Kundgebungen statt. Dieser Bericht in der Zeitung „Volkswille“, welche Mitteilungsorgan von Gewerkschaften und Arbeitervereinen gewesen ist, gibt die Abschlussrede von Wilhelm Dittmann wieder, einem Mitglied des Parteivorstandes der SPD. Aus ihr gehen antikapitalistische sowie antifaschistische Ansichten hervor, welche nachfolgend in einer Kolumne bekräftigt werden. Auch die Dimensionen des Festes werden deutlich, wenn der Autor von noch etwa 15.000 Anwesenden zur abendlichen Abschlussrede spricht, obwohl auswärtige Gäste und Teilnehmer bereits abgereist seien.
Der Zeitungsbericht bietet also eine gute Grundlage für Ausführungen zur Geschichte der Arbeiterkulturbewegung sowie zur Politisierung des Alltags in der Arbeiterschicht. Auch Teile der politischen Ideologie sowie des Selbstverständnisses der SPD und des Arbeitersports in der Weimarer Republik können mithilfe der wiedergegebenen Rede und der Kolumne erarbeitet werden.

Mario Polzin

Lernort 

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