Nachgeprägte Goldmünze
Sachquelle
Beckum/Herne ca. 600 n. Chr.

Kurze Erläuterung

Bei dieser Goldmünze handelt es sich um eine Nachprägung eines Solidus des römischen Kaisers Justinian I., der von 527 bis 565 herrschte. Sie zeigt auf der einen Seite ein Portrait des Kaisers mit Reichsapfel und auf der anderen eine Engelsgestalt mit Reichsapfel und Schwert. In seiner Herrschaftszeit gewann die christliche Kirche prägenden Einfluss auf den römischen Staat und die Herrschaftsform – zentral war die Annahme, dass Justinians kaiserliche Herrschaft direkt von Gott abstamme. Daher auch die Darstellung der Herrschaftsinsignien Schwert und Reichapfel in den Händen des Engels. Auffällig ist die laienhafte Ausführung der Bildgestaltung, insbesondere, wenn die Münze mit ihrer römischen Vorlage verglichen wird. Gefunden wurde sie im Grab eines Mannes bei Beckum, der aufgrund seiner Grabbeigaben als „Fürst von Beckum“ bekannt geworden ist. Seine Grabbeigaben lassen darauf schließen, dass es sich um einen lokalen Anführer und Vertreter der fränkischen Herrschaft in Westfalen handelte.

Relevanz des Materials

Dass eine Münze Justinian I. während der fränkischen Herrschaft nachgeprägt wurde, lässt Rückschlüsse auf das Herrschaftsverständnis der Merowinger und später Karolinger zu. Die Nachprägung ist gleichermaßen Ausdruck des Anknüpfens an die römische Herrschaftstradition und die durch das Christentum geprägte Vorstellung gottgegebener Herrschaft. Die Münzen wurden nicht in Westfalen hergestellt, es ist zu vermuten, dass sie gezielt als Propagandamittel im fränkischen Einflussbereich verteilt wurden. Dazu passt auch der Fund im Grab des Kriegers, der eine herausgehobene soziale Stellung und eine enge Beziehung zu den fränkischen Königen gehabt zu haben scheint.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

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