Glockenbecher
Sachquelle
Höxter-Bodelheim/Herne 2600-2200 v. Chr.

Kurze Erläuterung

Glockenbecher zeichnen sich durch ihre glockenartige Form und die aufgebrachten Verzierungen aus. Anhand von Form und Dekor werden sie in unterschiedliche Gruppen mit spezifischen Verbreitungsgebieten klassifiziert. Sie sind in einem Gebiet zu finden, dass sich vom heutigen Großbritannien über Polen und Ungarn nach Sizilien und Marokko erstreckt und damit weite Teile West- und Zentraleuropas einschließt. Dieses Exemplar wurde in Höxter gefunden. Die Menschen, die die Glockenbecher nutzten, waren sehr mobil. Sie standen nicht nur über weite Entfernungen hinweg mit anderen Gruppen im Austausch, sondern wanderten auch selbst über den ganzen Kontinent und siedelten sich in Gebieten an, die zum Teil weit entfernt von den Orten lagen, an denen die Menschen aufgewachsen waren. Das können DNA- und Isotopen-Analysen belegen.
Glockenbecher waren Alltagsgegenstände, die beispielsweise für Aufbewahrung, Transport und Nahrungszubereitung genutzt wurden. Archäologische Funde stammen oft aus Bestattungskontexten, in denen Glockenbecher als Beigaben dienten. Daraus ist eine hohe emotionale Bedeutung der Gefäße für die Menschen der Zeit abzuleiten. Begleitet werden die Glockenbecher als Beigaben oft von steinernen Pfeilspitzen und Bronzeobjekten wie kleinen Messern – Belege dafür, dass die Menschen mit Pfeil und Bogen jagten und Bronze herstellen und verarbeiten konnten. Da für die Herstellung von Bronze Kupfer und Zinn benötigt werden und diese beiden Metalle in Europa an sehr unterschiedlichen Orten vorkommen, war ein gut ausgebautes Handelsnetz nötig, um die Rohstoffe zusammenzubringen.

Relevanz des Materials

Mithilfe der in Westfalen gefundenen Glockenbecher kann analysiert werden, dass die Menschen – sie werden auch Glockenbecher-Leute genannt – zwischen 2.600 und 2.200 v. Chr. über ein europaweites Netzwerk verfügten (z.B. über die Transportwege der Rohstoffe) und damit mobiler waren, als es heute meist angenommen wird. Innerhalb dieses Netzwerks zirkulierte nicht nur das Wissen zur Herstellung der Glockenbecher. Auch weitere Handelswaren wurden getauscht. Zudem waren Personen vorübergehend oder auch dauerhaft in diesem Netzwerk mobil. Die fast gesamteuropäische Verbreitung der Glockenbecher-Leute ermöglichte ihnen den Zugriff auf verschiedene natürliche Ressourcen, die nur an spezifischen Orten vorkamen, z.B. Metalle wie Kupfer und Zinn zur Herstellung von Bronze. Die Glockenbecher können dabei auch für den Transport von verschiedenen Materialien und Lebensmitteln genutzt worden sein.

Markus Albuschat

Lernort 

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne ist das zentrale „Schaufenster“ der LWL-Archäologie für Westfalen. Dort wird die Geschichte Westfalens entlang materieller Funde von den ersten Spuren menschlicher Aktivität bis zur jüngeren Vergangenheit erzählt. Die Funde und Befunde aus Westfalen werden dabei immer auch in größeren Kontexten verortet und mithilfe von nicht archäologischen Quellen und ausgefeilten analogen wie digitalen Darstellungsformen ergänzt.

LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne