Bevölkerungsentwicklung Westfalens von 1818 bis 1858
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Westfalen 1818-1858

Kurze Erläuterung

Im 19. Jahrhundert drängten verbesserte Hygiene und Medizin Seuchen zurück, verringerten die Kindersterblichkeit und steigerten die Lebenserwartung. Das dementsprechend starke Bevölkerungswachstum war auch in Westfalen zu spüren: Lebten im Jahr 1810 noch 1 Million Menschen in Westfalen, waren es vierzig Jahre später 1,5 Millionen, im Jahr 1880 bereits 2 Millionen und 1925 betrug die Bevölkerung Westfalens gar 4,8 Millionen. Das Bevölkerungswachstum ging mit einer rasanten Urbanisierung (Verstädterung) einher, d.h. der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung stieg immens. Sowohl Alleinstehende als auch ganze Familien zogen vom Land in die Städte. Neue, besser bezahlte Arbeitsplätze in der Textil- oder Montanindustrie sowie zunehmend auch im Dienstleistungssektor, die sinkenden Arbeitsmarktrisiken, die persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten sowie Kultur- bzw. Vergnügungsangebote in den Städten einerseits (Pull-Faktoren) und Bevölkerungsdruck sowie Armut auf dem Land andererseits (Push-Faktoren) bewirkten besonders ab 1871 eine Landflucht in die Städte.

Relevanz des Materials

Anhand der vorliegenden Karten lassen sich Gründe und Zusammenhänge von Bevölkerungswachstum und Urbanisierung erarbeiten. Sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit, auch die Folgen des Bevölkerungswachstums, wie etwa den Pauperismus des 19. Jahrhunderts – also die zunehmende Verelendung immer größer werdender Teile der Bevölkerung –, zu diskutieren und somit auch langfristige Begleiterscheinungen von Entwicklungsprozessen nachvollziehen zu können.

Franziska Hackenes

Lernort 

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