Beschwerde über britische Demontage-Anweisungen
Textquelle
Dortmund im Juni 1949

Kurze Erläuterung

Schon kurz nach dem Sieg der Alliierten begannen diese damit, jene Industrieanlagen in Deutschland zu demontieren, die als essentiell für die Rüstungsindustrie erachtet worden sind. Damit sollte dem neuen deutschen Staat einerseits die Grundlage zu einer erneuten Aufrüstung entzogen werden, andererseits rechnete man die demontierten Fabriken auch als Reparationszahlungen ab. Bis 1951 werden in den westlichen Besatzungsgebieten 667 Betriebe demontiert, in der sowjetischen Zone sogar ganze 3400, wodurch die Industrieleistung dort im Vergleich zu 1944 um über ein Viertel reduziert wird.

Relevanz des Materials

Der hier vorliegende Brief der Industrie- und Handelskammer Dortmund fasst nicht nur das Unverständnis und die Empörung zusammen, welches in der Bevölkerung über die Demontagen durch die Besatzungsmächte herrscht, sondern legt auch argumentativ sachlich vor, dass es sich bei diesen Industriebetrieben keinesfalls um Rüstungsindustrie oder exklusive Verfahrenstechniken handle und dass ihre Wirtschaftsleistung hinsichtlich der Reparationszahlungen schon kurzfristig lukrativer sei als ihre Demontage. Zudem wird die gesellschaftliche Bedeutung der Betriebe hervorgehoben, da sie Arbeitsplätze für Kriegsversehrte sowie Frauen böten und somit zur sozialen Stabilität der Region beitrügen.
Das Petersberger Abkommen von 1949 erwirkte letztlich einen Demontagestopp und 1951 wurde auch das Produktionsverbot für Treibstoffe endgültig aufgehoben.

Mario Polzin

Lernort 

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